Autorin: Dagmar Siekmann
Das Leben ist Klang
In (fast) allen Kulturen und Religionen werden Klänge als Ursprung der Welt beschrieben. Schöpfungslegenden beschreiben eindrucksvoll, wie die Erde und der Mensch durch und aus Musik und Klängen heraus entstanden ist. „Am Anfang war das Wort“ in der Bibel, „Nada Brama – Die Welt ist Klang“ im Indischen, selbst der „Ur-Knall“ macht die Bedeutung von Klängen und Schwingungen deutlich. Wir finden harmonische Klangbilder und Schwingungen in der Natur, Intervalle wie Harmonien sind bis in den menschlichen Körperbau und die Organe hinein sichtbar. Der Mensch macht keine Musik – er ist Musik.
So ist es nur stimmig, dass überall auf der Welt gesungen und musiziert wird: Wenn Kinder geboren werden oder Menschen die Welt wieder verlassen, zur Heilung von Krankheiten, bei wichtigen Festen und Zeremonien. Bedeutende Lebensereignisse sind undenkbar ohne Musik & Klang.
Mitspielen im Orchester – Harmonie ist Gesundheit
Wenn alles Schwingung und wir selbst Klang sind, können wir uns die Welt als ein großes Orchester vorstellen. Jeder Mensch ist ein Instrument, das in der großen Symphonie mit eigenem Klang und Rhythmus mitspielt. Wenn wir mit uns und der Welt im Einklang sind, sind wir gesund und in unserer Kraft. Dann sind wir Teil des Ganzen und übernehmen darin unsere Aufgabe.
Fallen wir dauerhaft aus dieser Harmonie heraus werden wir krank. Heilung bedeutet also, zurückzufinden in die eigene Harmonie und den Einklang mit der Erde und dem Kosmos. Dies ist ein lebendiger Entwicklungsweg, den wir dadurch mitgestalten und auf den wir uns immer wieder neu einschwingen dürfen.
Heilsame Klänge - Instrumente & Stimme
Für Heilung in diesem Sinne gibt es unterschiedlichste Möglichkeiten mit Klängen, Stimme und Instrumenten. Dabei geht es hier um lebendige, direkt erlebbare Schwingungen natürlicher Instrumente. Bau und Materialien haben Einfluss auf die Wirkung und Ausstrahlung – jedes Instrument hat sein eigenes Wesen. Dies ist bei Geräten, mit denen Frequenzen technisch erzeugt werden, ebenfalls zu berücksichtigen.
Auf allen Ebenen werden wir durch obertonreiche Instrumente angesprochen, deren Klänge entspannen, zur Ruhe bringen, zentrieren und die seelische, geistige und Lebens-Prozesse anregen können – mit allen positiven Auswirkungen auf die Gesundheit, Lebendigkeit und die Bewusstseins-Entwicklung.
Dazu gehören z.B. Klangschalen, die uns über die vielfältigen Schwingungen der Töne und Metalle, aus denen sie hergestellt sind, mit den kosmischen Klängen im Innen und Außen in Verbindung bringen. Verschiedene Saiteninstrumente eröffnen ein weiteres Spektrum der gesundenden, den ganzen Menschen ansprechenden Effekte. Schon Pythagoras kannte die heilsame Wirkung der „heiligen Quinte“, dem Intervall, mit dem die Körpertambura ihre starke Wirkung entfaltet. Die zarten und gleichzeitig erdenden Klänge berühren, hüllen sanft ein und tragen uns. Auch die spezielle Tonfolge der Tao-Leier ist besonders geeignet, alle Wesensglieder wieder in Einklang zu bringen und uns damit Kraft und neue Energie zu schenken.
Ein Instrument, das (fast) jedem Menschen jederzeit zur Verfügung steht, ist die eigene Stimme. Neben dem Singen ist die einfachste, direkteste und sehr effektive Möglichkeit das Summen. Mit entsprechend gerichteter Aufmerksamkeit und Intention kann uns die eigene Klangschwingung helfen, z.B. gut in den Schlaf, die innere Ruhe, eine entspannte Verfassung, einen schmerzfreien Zustand und zurück in die eigene Harmonie und Kraft zu kommen.
Klangräume - Lebensräume
Wir können diese Klänge tief in uns aufnehmen, empfangen, lauschen, spüren, mit ihnen eintauchen in unsere inneren Landschaften und so die Verbindung zu unserem Herzen, unserem Geistigen finden und vertiefen.
Klänge und Rhythmen begleiten uns auch, wenn wir uns selbst ausdrücken möchten – etwas, das als Ungesagtes / Ungehörtes (noch) in der Tiefe unserer Seele verborgen ist und ans Licht möchte. Wie tönt das lähmende Gefühl, das in bestimmten Situationen auftaucht und das noch nicht greifbar ist. Wie klingt der Wunsch nach Veränderung, der immer lauter wird, aber für den es noch keine konkrete Form oder Idee gibt? Wieso löst sich das alte Muster nicht, obwohl es schon so oft angeschaut wurde?
In meiner Arbeit als Musik- und Klangtherapeutin erlebe ich immer wieder auf tief berührende Weise, wie Menschen – die sich nicht selten für unmusikalisch halten – sich auf die Suche nach ihrem Klang machen. Der Klang für sie selbst, ihre Gefühle, eine Blockade oder ein Ziel. Manchmal ist es (wie) ein Trommelwirbel, mit dem Lebendigkeit oder tief vergrabene Herzenswünsche sich den Weg ins Leben bahnen und neu geboren werden. Manchmal ist es ein ganz leiser, einzelner Ton, der so viel ausdrückt, Klarheit schenkt und neue Wege eröffnet. Wie ein inneres Klangbild können diese im Alltag weitertragen und nähren.
Wir erleben uns durch Klänge und drücken uns durch sie aus. Wir entscheiden, was wir im Innern zum Klingen bringen und worauf wir uns ausrichten möchten. Damit werden wir selbst schöpferisch – wir senden Schwingungen hinaus, komponieren die große kosmische Symphonie mit.
Klänge sind dafür eine Brücke – von innen nach außen, von oben nach unten, von Mensch zu Mensch. Sie öffnen uns die Tür zum Herzen, zum Göttlichen, ermöglichen dadurch unsere Herzenswege zu gehen, uns weiterzuentwickeln. Sie öffnen uns Räume, in denen wir Liebe, Heilung, Kreativität erfahren und die eigenen Schöpferkräfte (er)leben können. Dadurch finden wir immer wieder Halt und innere Orientierung.
ALLES ist Klang, wir sind Klang – daher sind die Möglichkeiten vielfältig und unerschöpflich.
Dagmar Siekmann – www.lebensklang-rastede.de
© Fotos: Dagmar Siekmann
Ein Gang durch die Natur, wie sie der Mensch zurzeit Natur sein lässt. Ein schmaler Bohlenweg führt über weite Teile zum Schutz von Tier und Pflanze - und auch des Bodens – vor zu vielen Füßen auf kleiner Fläche. Ich bin hier ganz allein – denke ich.
Denke ich falsch!
Gleich eine ganze Gruppe kommt mir entgegen, teilweise zwei oder fast zweieinhalb nebeneinander. Jetzt müssen die aber hintereinander gehen, damit ich problemlos an ihnen vorbei komme, so meine nicht ganz freundlichen Gedanken unterstützt vom direkten Blick mit lächelfreier Miene. Die Gesichter in der Gruppe ernst, der Blick eher nach unten gerichtet als in die Landschaft oder auf mich. Es wird geschwiegen.
Plötzlich ein offener Blick auf mich, wo ich wohl nicht ganz so freundlich erscheinen mag, im gemäßigten Schritt mit leichtem Lächeln: „Moin!“ gelangt an mein Ohr von fast allen sich rechtzeitig hintereinander sortierenden – und teilweise lächelnden- Gruppenmitgliedern. Mein Weg ist ungehindert frei; muss noch nicht einmal ein wenig ausweichen oder meine Laufgeschwindigkeit verringern. Leichte Überraschung in meiner noch nicht freundlicher gewordenen inneren Stimmung und dem mich durch die Anwesenheit anderer gestört fühlen. Aber – na ja!
Und sogleich erscheint in der relativen Ferne des schmalen Weges eine weitere Gruppe. Und die auch noch in meiner Laufrichtung. „Oh, ich kann doch jetzt nicht hinter denen langsam herlaufen! Das will ich nicht!“, meine empörten Gedanken und über meine Lippen kommen die freundlich klingenden Worte: „Achtung Überholverkehr!“ Scheint‘s freundlich genug und manches Mal noch ergänzt mit „von hinten“. Die Reaktion – und das jedes Mal – ruhiges und freundliches Ausweichen, manchmal gepaart durch ein kleines Gespräch mit dem eigentlich ja eiligen und nicht ganz so freundlich gestimmten Vorbeiläufer.
Fast unmerklich hebt sich seine innere Stimmung langsam und stetig. Zumal, ganz entgegen seiner vorgefassten Erwartung, es gibt nicht eine einzige Begegnung, die er wirklich negativ interpretieren könnte. Noch nicht einmal die klassischen zehn Prozent. Und selbst da, wo sich größere Gruppen ansammeln, weil es besonderes zu beobachten und zu bestaunen gibt, hat selbst er innerlich nichts zu meckern – außer natürlich, dass er hier nicht allein ist.
Und noch seltsameres. Eine hölzerne Aussichtsplattform. In der Mitte eine einfache Sitzbank, besetzt durch einen jungen Mann, dessen Äußeres eine vorurteilshafte Vermutung „rechte Szene“ aufkommen lässt. Bei ihm eine junge Frau, die ihm zugewandt sparsam redend beim Essen zusieht – und dabei genau an der Stelle steht, die er gerne eingenommen hätte. „Moin, darf ich Sie bitten Ihren Platz auf die andere Seite der Sitzbank zu wechseln? Ich würde gerne von dieser Position aus fotografieren.“ Sie wechselt den Platz ohne Zögern.
Der junge Mann bleibt unbewegt sitzen und blick ihm auf kurze Distanz auf den Rücken. „Oh, jetzt stehe ich Ihnen ja genau vor der Nase. Wollen Sie sich nicht besser umdrehen und beim Essen diese schöne Frau ansehen?“ „Och, die sehe ich ja jeden Tag!“ Gesagt und sich umgesetzt.
Und es geht noch weiter. Ein Gespräch über Wölfe, Hirsche, Fischerei, Angeln, Kegelrobben, Seeadler und Kormorane. Wir sind wahrlich nicht bei allen Tieren einer Meinung. Dem Austausch – vorwiegend mit ihm - schafft das keinen Abbruch. Sie lächelt leicht und scheint nicht durchgängig seiner Meinung zu sein. Und übrigens, wichtig schien es ihm zum Abschluss zu sein, auf seine Umwelt- und Tierfreundlichkeit hinzuweisen - und „wenn ich in der Natur spazieren gehe, hebe ich den Müll auf, der oft einfach da herum liegt!“
Mein Blick auf die (zu) vielen Menschen um mich herum wird merklich immer freundlicher.
Aus: ACHTUNG für die Dinge und das Leben, siehe unter "Wortwelten".
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Karl-Heinz & Ulrike Plaggenborg
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