Autor: Peter Wohlleben
Diskussionen mit Kritikern machen Spaß, und aus diesem Grund luden mein Sohn Tobias (Geschäftsführer der Waldakademie) und ich einen meiner größten Kritiker zu uns nach Wershofen ein. Schnell entflammte eine hitzige Diskussion, die schließlich in der Frage der Artenvielfalt im Wald mündete. Der Hochschulprofessor und Forstwissenschaftler, der das Treffen ausdrücklich unter Ausschluss von Medienvertretern stattfinden lassen wollte, war ein glühender Verfechter der Forstwirtschaft. Auflichtungen durch Baumfällungen seien eine Wohltat für die Natur, befand der Professor. Die Holzernte und damit die Erwärmung der Bestände durch Sonneneinstrahlung würden die Artenvielfalt signifikant erhöhen, so seine pauschale Aussage. Bei derartigen Behauptungen muss ich immer schmunzeln, denn nicht nur ich halte sie für grundsätzlich unwissenschaftlich. Um eine Erhöhung der Artenvielfalt festzustellen, muss man sie vorher genau ermitteln, sprich, alle Spezies zählen. Nach Durchführung einer Baumfällaktion kann man diese Zählung erneut durchführen und dadurch ganz einfach mathematisch feststellen, ob es in Summe mehr oder weniger Arten sind als vorher. Das Dumme ist nur, dass man nicht ansatzweise weiß, wie viele verschiedene Wesen in der heimischen Natur unterwegs sind.
Eine Ahnung davon, welche Vielfalt sich allein im Boden tummelt, vermittelte die Untersuchung eines Teams um Kelly Ramirez von der Colorado State University in Fort Collins. Die Forscher zogen rund 600 Bodenproben im New Yorker Central Park und analysierten anschließend das darin enthaltene genetische Material. Sie fanden darin Spuren von 167 169 verschiedenen Arten – alles Kleinstlebewesen vom Kaliber von Bakterien, davon bisher unbekannt: rund 150 000! Ich frage gerne bei Begegnungen mit Forscherinnen und Forschern, wie sie die Zahl der unbekannten Arten einschätzen, und das Ergebnis dieser persönlichen Umfrage liegt bei ungefähr 85 Prozent. Es sind also nur geschätzte 15 Prozent aller Arten in Deutschland bekannt; global dürfte das Ergebnis in einer ähnlichen Größenordnung liegen.
Zurück zu meinem Gespräch mit dem Forstwissenschaftler: Auch ihn fragte ich, ob er nicht ähnlicher Meinung in Bezug auf noch nicht entdeckte Arten und die Größenordnung ihrer Zahl sei. »Ach, Sie meinen sicher Bakterien und Pilze!«, antwortete er abfällig. Solche Lebewesen fand er offenbar kaum der Erwähnung, geschweige denn der Erforschung wert. Doch wer Bakterien und Co. nicht kennt, kann Eingriffe in das Ökosystem nicht umfassend bewerten, schon gar nicht in Bezug auf Rückgang oder Anstieg der Artenvielfalt. »Unser begrenztes Verständnis solch wichtiger Mikroorganismen ist ein Beweis dafür, dass das ›Zeitalter der Entdeckung‹ gerade erst beginnt«, so ein Team um den US-amerikanischen Forscher Rolando Rodriguez.
Und die kleinen Kerlchen sind wichtig! Wie wichtig, zeigt Ihnen Ihr eigener Körper. Dort tummeln sich mindestens so viele Bakterien wie eigene Körperzellen. Sie gehören zu Ihnen, ebenso wie Blutkörperchen oder Sinneszellen. Wie sehr sie Ihr Leben beeinflussen, zeigt die Forschung der letzten Jahre. So sind etwa Darmbakterien in der Lage, Botenstoffe für das Gehirn zu produzieren. Um es auf den Punkt zu bringen: Die Bakterien reden in unserem Leben ein gewichtiges Wörtchen mit. Sie beeinflussen unser Verhalten, indem sie Angst oder auch Depressionen hervorrufen können. Thomas Bosch, Leiter eines Forschungsteams der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, geht sogar noch weiter. Er vermutet, dass der Ursprung unseres Nervensystems möglicherweise nicht in der Steuerung unserer Körperteile liegt, sondern in der Kommunikation des Körpers mit den Mikroben. Da gewinnt der Ausspruch »Ich höre auf mein Bauchgefühl« auf einmal eine streng wissenschaftliche Bedeutung.
Jeder von uns ist ein kleines eigenes Ökosystem mit einer speziellen Zusammensetzung Tausender Bakterienarten, so individuell wie ein Fingerabdruck. Allein auf den Handflächen beherbergt jeder Mensch durchschnittlich 150 verschiedene Spezies. Dabei unterscheiden sich die linke und die rechte Hand so sehr voneinander, dass nur ca. 17 Prozent der Arten identisch sind. Zwischen verschiedenen Personen beträgt die Übereinstimmung der Bakterienarten auf den Handflächen nur um die 13 Prozent. Insgesamt wurden von Forschern 4742 verschiedene Arten auf den Handflächen der Probanden gefunden – nur zum Vergleich ein Blick auf die Artenvielfalt bei Wirbeltieren: In ganz Europa gibt es weniger als 700 Vogelarten. Ihre Handflächen sind also ein Hotspot der Biodiversität. Nebenbei bemerkt: Dieser kleine Kosmos lässt sich auch durch Händewaschen nicht aus dem Takt bringen. Schon nach kurzer Zeit haben sich die Winzlinge durch ihre rasante Vermehrung wieder auf die ursprüngliche Zusammensetzung eingependelt.
Weil wir nicht ohne diese Mikroorganismen leben können und sie nicht ohne uns, werden wir wissenschaftlich gesehen zu einer neuen Einheit zusammengefasst: dem Holobionten (holo = ganz, und bios = Leben). Dass die Erde von Holobionten bevölkert ist, klingt nach einem Science-Fiction-Film. Doch die bisherige saubere Trennung nach einzelnen Individuen ist zumindest für mehrzellige Arten, zu denen auch wir Menschen mit individuell je 100 Billionen Körperzellen zählen, in vielen Fällen nicht mehr sinnvoll. Der Begriff der Artenvielfalt greift demnach viel zu kurz, weil innerhalb der Arten eine ungeheure Vielfalt von Holobionten besteht – jeder ist anders.
Dass der eigene Körper ein spezielles Ökosystem aus Tausenden von Arten bildet, trifft möglicherweise auf alle mehrzelligen Lebewesen zu, ganz sicher aber auch auf Bäume. Das wird, nein, das muss unseren Blick auf den Wald und unseren Umgang mit ihnen radikal verändern. Professor Pierre Ibisch von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde formuliert die neuen Erkenntnisse mit klaren Worten: »Letztlich sieht es so aus, dass gar nicht die biologischen Arten Subjekte der ökologischen Interaktion und der Evolution sind, sondern vielmehr die komplex zusammengesetzten Holobionten. Wir stehen an der Schwelle eines völlig neuen Verständnisses der Waldökosysteme und der gesamten Lebewelt. Unfassbar große ›Blinde Flecken‹ zeichnen sich ab. Und dies in einer Zeit, in der Menschen in das ökologische Gefüge in nie da gewesenem Ausmaß und mit vielschichtiger Gründlichkeit eingreifen.«
Wenn man anfängt, den Überblick zu verlieren, sollte man dringend innehalten und nachdenken. Und der Überblick über die Geschehnisse in der Natur geht in der Biologie mit zunehmenden Entdeckungen immer mehr verloren, oder besser ausgedrückt: Moderne Forschung zeigt, dass wir ihn kaum je hatten. Die feine Aufteilung in Kategorien, die Zuweisung von Aufgaben für einzelne Arten im Ökosystem funktioniert in der Realität nicht so simpel und ist ohnehin problematisch. Diese Zuweisung resultiert aus einer Natursicht vergangener Jahrhunderte, die unsere Umwelt als fein austarierte Maschine betrachtet. Jede Art hat eine qua Geburt festgelegte Aufgabe, die sie für den Rest ihres Lebens zu erfüllen hat. Dabei werden diese Aufgaben häufig unter dem Gesichtspunkt der Nützlichkeit betrachtet – in aller Regel der Nützlichkeit für uns.
Nützlinge und Schädlinge gibt es ja immer nur in Bezug auf die Förderung oder Beeinträchtigung menschlicher Interessen. Und das ist der springende Punkt: Diese Sichtweise stellt den Menschen ins Zentrum. Er allein hat keine besondere Aufgabe, alle anderen Lebewesen sind Diener in einer Maschinerie, die uns als Krone der Schöpfung zuarbeitet. (…)
Bei Pflanzen und hier speziell bei Bäumen ist die Zusammenarbeit mit Bakterien beziehungsweise die Verschmelzung zu einem gemeinsamen Organismus eigentlich ein alter Hut. Erinnern Sie sich an den Biologieunterricht? Dort waren (und sind) die Knöllchenbakterien ein Thema. Diese und einige andere Bakterienarten verfügen über eine für Pflanzen wichtige Eigenschaft: Sie können Stickstoff aus der Luft in Stickstoffdünger umwandeln, etwas, was ansonsten nur der Mensch mit seiner Chemieindustrie geschafft hat. Ohne Bakterien wären Bäume auf Blitze und Vulkanausbrüche sowie natürliche Feuer angewiesen, alles drei Hitzeprozesse, die Luftstickstoff pflanzenverfügbar machen und die viel zu selten auftreten. Also haben sich ein paar Bakterienarten aufgemacht, den Bäumen aus der Patsche zu helfen. Das machen sie allerdings nicht selbstlos, denn umgekehrt haben sie keine Möglichkeit, sich ohne Hilfe der Bäume zu ernähren.
Die Zwerge brauchen also einen Partner, der ihre Dienstleistungen mit Nährlösung belohnt. Schnell rutscht uns das Wort »Symbiose« über die Zunge, das die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Arten meint. Diese Zusammenarbeit kann sich so locker gestalten wie etwa bei Ameisen und Blattläusen. Die Ameisen betrillern die Blattläuse, woraufhin diese leckeren Zuckersaft ausscheiden. Im Gegenzug beschützen die Ameisen ihre kleine grüne Herde vor gefräßigen Marienkäfern. Blattläuse und Ameisen sind trotzdem unabhängig voneinander überlebensfähig.
Lebensgemeinschaften wie etwa Pilze und Algen, die zu Flechten verschmelzen, wurden früher ebenfalls als Symbiose bezeichnet. Doch nur gemeinsam bilden sie eine Art und sind fortan nicht getrennt überlebensfähig. Der Begriff »Symbiose« ist daher nicht mehr angebracht; Flechten werden zunehmend als Holobionten bezeichnet. Ansonsten könnten wir auch behaupten, Fresszellen in unseren Blutbahnen, die Krankheitserreger attackieren und vertilgen, wären ebenfalls nicht Bestandteil unseres Körpers.
Die Knöllchenbakterien starten zumindest unabhängig, bevor sie mit den Bäumen verschmelzen. Um die kleinen Helfer anzulocken, geben die Bäume quasi als Köder Nährstoffe aus den Wurzeln ins umgebende Erdreich ab. Daraufhin bewegen sich die Bakterien auf die feinsten Ausläufer, die Wurzelhaare, zu. Und dann wird es spannend: Wenn sich Wurzelhaare und Bakterien erkennen, erlaubt der Baum ihnen einzudringen. Spätestens jetzt ist für mich die Symbiose zu Ende, verschmelzen diese verschiedenen Wesen zu einer neuen Einheit (einem Holobiont). Nun bastelt der Baum den Neuankömmlingen ein bequemes Zuhause, indem er an den Wurzeln Knöllchen bildet. Das kostet Energie, die jedoch anschließend in Form von Stickstoffdünger zurückgezahlt wird. Bäume mit Knöllchenbakterien können dadurch Böden besiedeln, die von Natur aus stickstoffarm sind. Und da Bäume gerne höher wachsen als Gräser oder Kräuter, ist die Verschmelzung mit Knöllchenbakterien ein im Wortsinne großer Vorteil. Diesen Vorteil nutzen zum Beispiel verschiedene Erlenarten oder auch die Robinie. Viele Baumarten sind aber nicht dazu in der Lage, mit solchen Bakterienarten zu kooperieren. Andere könnten es von ihren Anlagen her, tun es aber nicht. Ein solcher heimischer Vertreter ist die Hainbuche, die sich bisher noch ziert, die Winzlinge einzulassen. Warum das so ist, bleibt vorläufig ein ungelüftetes Geheimnis der Natur.
Eine Zusammenarbeit Baum/Bakterien findet aber auch außerhalb der Wurzeln statt. Wie das genau funktioniert, ist noch nicht im Detail erforscht, aber spannend: Pflanzen haben, so Forschende vom Netherlands Institute of Ecology in Wageningen, ein Immunsystem zur Abwehr von Krankheitserregern. Im Gegensatz zu uns und den Tieren ist es aber zumindest teilweise nicht im Körper, sondern außerhalb angesiedelt. Es ist eine Lebensgemeinschaft von Bakterien, die um die Wurzeln herum verhindert, dass diese zum Beispiel mit Fäuleerregern infiziert werden. (…)
Wenn man sich die komplexen Lebensgemeinschaften vergegenwärtigt, die mit ihren unfassbar vielen verschiedenen, vor allem kleinen Wesen das Ökosystem Wald in Gang halten, dann agiert Forstwirtschaft wie der Elefant im Porzellanladen. Ihre Antwort auf den Klimawandel ist der Austausch des Mobiliars, sprich: der Baumarten, etwa von Buchenwäldern gegen Plantagen aus nicht heimischen Esskastanien oder Libanon-Zedern. Damit mutieren Wälder endgültig zu einem naturfernen Kunstgebilde, und das Risiko steigt, dass dieses dem Klimawandel noch viel weniger standhalten kann. (…)
Textauszug aus „Der lange Atem der Bäume“ von Peter Wohlleben, mit freundlicher Genehmigung des Ludwig-Verlages.
Siehe auch unter „Wortwelten“.
Autor: Michael Altmoos
Wir Menschen blicken auf Schmetterlinge. Wie aber sähen diese selbst die Welt? Wechseln wir die Perspektive und nehmen die uns ungewohnte Sicht von Faltern ein. (...)
Tagebuch eines Tagpfauenauges: normal unnormale Enthüllungen
Sensation! Im Steinbruch Staudernheim, »Nahe der Natur«, wurde das Tagebuch eines Tagpfauenauges (Inachis [Aglais]io) entdeckt. Wie es hinterlassen und entziffert wurde, darüber schweigen die Experten. Hier die Übertragung in unsere Schrift:
25. Mai Ei vorbei. Ich bin da als Räupchen. Hunger!
26. Mai Bin nicht allein, wir sind viele, alle weiß-grün. Doch viele Eier blieben zu. Man munkelt was von Parasiten. Habe Angst. Aber noch mehr Appetit. Super Brennnessel, schön warm in der Sonne. Ich kann mir nichts Besseres vorstellen. 🦋 Brennesselecke – S. 61
30. Mai Fühle mich verspannt. Haut muss weg. Ich wachse schnell.
1. Juni Heute hat es Theo und Trine erwischt. Vom Himmel hoch, da kam es her. Mein Gott, ein Schnabelmonster! Obwohl wir doch für die als Raupen nicht wohlschmeckend sind. Das müssen die doch wissen! Na ja, die Ausbildung der Monster ist wohl auch nicht mehr das, was sie mal war.
3. Juni Habe Riesenhunger, den ganzen Tag, jeden Tag.
6. Juni Wir sind jetzt graubraun. Gespinstbau angesagt. Wir überziehen die Brennnessel. Schön kuschelig.
15. Juni Mal wieder Häutung. Verlasse Gespinst, das sich auflöst. Bin jetzt schwarz mit Weißen Pünktchen. Schick.
16. Juni Tom und Tanja geht es nicht gut. Sind heute parasitiert worden. Kleine Fliege, dummer Piks. Frisst sie von innen auf. Mir geht es aber gut. Riesenhunger. 🦋 Parasiten – S. 40, S. 81
20. Juni Brennnessel ganz aufgegessen. Vor Hunger wechsle ich auf die nächste Brennnessel. Wir verteilen uns. Tschüss, Kumpels. Aber so viele sind gar nicht mehr da.
21. Juni Verdauungsprobleme. Viel gegessen. Heute Häutung. Mal wieder.
24. Juni Bin voll voll.
26. Juni Kann nicht mehr warten. Habe stabilen Halm gefunden. Baue mit Fäden aus meiner Superdrüse eine Unterlage. Hänge mich auf. Werde Stürzpuppe. Ruhe jetzt. 🦋 Hochgrasbestände – S. 73
30. Juni Die gekrümmte Haltung halte ich nicht mehr aus. Streife Haut durch kreisende Bewegung ab. Hula-Hoop. Als neue Puppe bin ich jetzt hellgrün wie junge Nesseln.
1. Juli Wechsle Farbe auf Graugrün, dann Braun und habe zwei Reihen schöne glänzende Dornen. Bin schickste Puppe am Hang und gut getarnt: Schnabelmonster fliegen vorbei.
2. Juli Wieder Glückstag. Die Sonne scheint. Kein Parasit zu spüren. Ruhe. 🦋 Zeit geben, Zeit genießen – S. 135
14. Juli Guten Morgen, liebe Sorgen. Bin gerade aus Puppe geschlüpft. Aber was sind das für Lappen auf meinem Rücken? Ich werde verrückt: Flügel! Wenn das nur mit dem Aufklappen und Trocknen nicht so lange dauern würde. Pumpen und pumpen, Blut und Luft rein in die Flügel. 🦋 Metamorphose – S. 163
15. Juli Mein erster Flug war toll. Mein bester Trick: Ich kann jetzt den Schnabelmonstern ausweichen. Und wenn ich meine Super-Flügel aufklappe, sehen die riesige Augen. Echt gefährlich. Das meinen die. Ich aber bin Pazifist. Ehrlich.
16. Juli Ich brauche Nektar, süß und stark. Brennnessel ist nur was für Kinder. Die violetten Tankstellen mag ich am liebsten. Da kommt ein Kumpel. Thorsten? 🦋 Hochstauden und lila Blüten – S. 76
18. Juli Als Pazifist machte ich mal Pause. Weil ich schon länger hier bin und viel geschickter fliege, habe ich gerade Thorsten vertrieben. Mein Revier gönne ich nur mir. Nur zum Trinken finden wir uns auf großen Blüten wie Disteln zusammen. Bin dann doch wieder Pazifist. 🦋 Wert von Disteln – S. 107
19. Juli Habe Schmetterlingsflieder entdeckt. Super Gebräu. Viele Falter da. Die sind schon besoffen, hocken oft nur still da. Tassilo ist dabei von Schnabelmonster gefressen worden. Das ist jetzt nicht nur Pech, Leute: haltet Maß! 🦋 Buddleja – S. 97
1. August Habe mein Hobby zum Beruf gemacht. Gaukeln, Gammeln und Genießen. Viel Durst! Wiesen aber alle abgemäht. Jetzt räumt diese seltsame zweibeinige Senkrecht-Riesenraupe auch meine Disteln ab. Warum zerstört sie das letzte und beste Buffet? 🦋 Blühwiesen, Streifen-Mahd – S. 114
20. September Das Leben ist schön. Habe wieder Schuppen verloren. Muss immer weiter fliegen, um satt zu werden.
24. November Jetzt wird es kalt. Will ich in das Astloch, den Fuchsbau oder will ich den Gartenschuppen für den Winter nehmen? Darf nicht zu warm sein, sonst verbrauche ich zu viel Energie. Aber vor Wasser muss ich geschützt sein. Entscheide mich für den Schuppen, wofür ist der wohl sonst da? Hänge mich auf. Gute Nacht, Freunde und frohe Weihnachten, bleibt mir fern. 🦋 Winterquartier – S. 109
2. März Aufgewacht, nachgedacht. Was für eine Sonne, auch wenn alles noch kahl ist. Wie kommt man aus diesem verdammten Schuppen raus? Zum Glück hat die, wie heißt die nochmal, die Senkrecht-Riesenraupe eine Schaufel geholt, da bin ich mit rausgeflogen. Bin wieder hier, in meinem Revier. Auf zu neuen Taten, Aufbau unserer neuen Population – durch mich, den Überwinterer: baut auf, baut auf ...
3. März Hunger. Sonne wärmt, Nektar schwer zu finden. Aber ich habe eine Supernase: kann Pflanzen über Kilometer am Duft erkennen. Zum Glück gibt es Salweiden, gelbe frühe Blüte. 🦋 Frühblüher im Garten – S. 105
5. März Blöde Maus. Wollte mich fressen, als ich mich am Boden sonnte. Zum Glück kann ich durch heftige Flügelbewegungen nicht nur meine Zauberaugen zeigen, sondern sogar zischen. Ha, das ist Horror für die. Jetzt muss die Maus in Therapie.
23. April Warum machen die Zweibeinraupen das? Wiesen-Buffet gemäht. Alles langweilig kurz grün. Ob ich über diesen Riesenacker komme? Es stinkt. Bin dann mal weg. 🦋 Biotopverbund – S. 127
2. Mai Dank meiner Patrouille am Waldrand habe ich sie gefunden. So ein Saum ist die reinste Partnerbörse für Falter. Sogleich Pflicht erfüllt, kurz mal gepaart. C’est la vie, hauchte sie mir zu. 🦋 Saumbiotope – S. 101
20. Mai Ich sehe, wie sie unsere Eier an frischen Brennnesseln ablegt. Etwa zwei Wochen, bis meine Räupchen schlüpfen. Wie ich damals. Meine Nachkommen werden eine neue Generation begründen, in guten Jahren gleich zwei. Fliegt auf, wenn Ihr Tagpfauenauge seid. Unsterblich unser Kreislauf, sterblich wir als Tier. Aber was heißt schon sterben? Ich will leben. Schön ist die Witwenblume. Lecker.
24. Mai Irgendwie bin ich müde. Bleibe jetzt mal sitzen. Das Schnabelmonster dahinten sieht mich bestimmt nicht.
Textauszug aus „Besonders: Schmetterlinge“ von Michael Altmoos mit freundlicher Genehmigung des PALA-Verlages. Siehe auch bei „Wortwelten“.
Autor: H.D. Walden (Linus Reichlin)
Als die Seuche ausbrach, zog ich mich ins Ruppiner Wald- und Seengebiet zurück. Es ist eine Gegend voll stiller Vergangenheit, die sich weniger an historischen Baudenkmälern zeigt als an der Weite des Landes, durch das lange Alleen von ehrwürdigen Bäumen führen. Die einst– und nicht nur einmal– verwüsteten Landstriche hatte Kurfürst Friedrich Wilhelm nach dem Dreißigjährigen Krieg mit Kolonisten aus der Schweiz peubliert. Deren Nachfahren leben heute in idyllischen Straßendörfern und verkaufen Eier an die vorbeifahrenden Touristen aus Berlin, die ihnen an Freundlichkeit nicht das Wasser reichen können. Weite, hügelige Äcker, deren Trockenheit portugiesische Ausmaße angenommen hat, und poetische Wälder prägen die Landschaft, in der man beim Wandern über Stunden keinem Menschen begegnet, was während einer Epidemie ein sorgloses Durchatmen erlaubt. In den Nächten spannt sich über die von strohgelbem, durstigem Gras bewachsenen Weiden ein grandioser Sternenhimmel, der in die Tiefe des Universums blicken lässt oder ließe, wenn es nachts wegen der sandigen Böden nicht fast immer saukalt wäre.
In diesem Land besitzt meine Freundin eine Hütte, eine sogenannte Datsche, die inmitten des eigentlichen Herrschers dieser Gegend steht: des großen Waldes. Er erstreckt sich von Oranienburg im Süden und Gransee im Westen über hundert Kilometer weit nach Norden und Osten. Abseits der Wege ist er stellenweise unzugänglich wegen der umgestürzten Bäume und des dichten Gestrüpps, nachts bekäme man ernsthafte Probleme, ins nächste Dorf zu finden. Doch kein Mensch ist hier nachts unterwegs.
Nachts hockte ich in der Hütte, und da es draußen absolut dunkel war, wurden die Fenster zu Spiegeln, in denen ich einen Mann sah, der mit einer lila-farbenen Wolldecke über den Schultern vor dem Gasheizer saß und mich angaffte. Es war völlig still bis auf das gelegentliche Fensterklopfen von Insekten, die mit der Erfindung des Glases haderten wie gewisse Menschen mit der Existenz von Impfstoffen. Meine Freundin ist übrigens Krankenschwester, sie musste sich in der Stadt um Leute kümmern, denen die Flucht aufs Land nicht gelungen war. Ich war also mit dem Kerl im Fenster allein. In der zweiten Nacht beschloss ich, mir Outbreak– Lautlose Killer mit Dustin Hoffman anzuschauen, um herauszufinden, wie dieser Seuchenfilm unter den veränderten Umständen auf mich wirkte. Doch während Dustin Hoffman im Labor das Motaba-Virus entdeckte, das durch eine Aerosolbombe des US-Militärs in die Welt gesetzt worden war, hörte ich über mir Geräusche, die unmöglich von der Aerosolbombe stammen konnten. Es klang eher nach einer Ratte, die zwischen Dach und Decke unablässig hin und her rannte wie meine Freundin auf der Notfallstation des Krankenhauses.
Meine Freundin hatte mich um drei Dinge gebeten: a) Bitte verscheuch das Reh, wenn du es siehst. Es frisst die Rosenknospen. b) Bitte füttere die Vögel mit dem Futter aus dem Plastikeimer im Geräteschuppen. c) Leg Schinken für den räudigen Fuchs unter die Steineiche, beträufle den Schinken mit zehn Tropfen Steidlöl. Nichts davon hatte ich bisher gemacht. Vögel, Rehe und Füchse waren für mich putzige Geschöpfe, auf die ich mich aber nicht näher einlassen wollte. Sie interessierten mich einfach nicht richtig. Deswegen konnte ich eine Kohlmeise nicht von irgendeiner Gold- oder Buntmeise oder wie sie alle hießen unterscheiden. Die einzigen Vögel, deren Namen ich kannte, waren Spatzen, Raben oder Krähen (den Unterschied kannte ich nicht), Hühner, Enten, Amseln, Gänse.
Wenn ich ein Reh sah, wusste ich nicht, ob das ein weiblicher Hirsch war. Einen Fuchs hätte ich als Fuchs erkannt. Aber wie ein Marder aussah, wusste ich nicht. Auch von Waschbären hatte ich nur undeutliche Vorstellungen. Einen Biber hätte ich erkannt. Aber ganz bestimmt hätte ich einen Fischmarder für einen Biber gehalten. Ich wusste, wie Frösche aussahen, aber nicht, ob es ein Grasfrosch oder Ochsenfrosch oder eventuell ein entlaufener Giftfrosch war. Einen Igel hätte ich auch noch ohne Tierbestimmungs-App erkannt. Aber damit waren meine Kenntnisse über die Natur bereits erschöpft. Ich wusste nicht mal, wie eine Linde aussah, kannte nur Steineichen (weil die schönste aller Steineichen vor der Hütte stand), Birken und Buchen. Robinien hielt ich ganz am Anfang noch für Espen, weil ihre Blätter wie Espenlaub zitterten. Aber ich hatte keine Ahnung, wie eine Espe überhaupt aussah und ob das, was ich für eine Espe hielt, nicht in Wirklichkeit eine Erle oder Ulme war. Kurz gesagt: Ich war mehr oder weniger naturblind. Und ich verband Natur, wenn es um Tiere ging, mit Zeckenbefall und Verwurmung. Meiner Meinung nach liefen Tiere oft mit offenen Wunden herum, an denen sie auch noch rumleckten. Ein einziger Vogel schiss mehr Bakterien und Viren vom Himmel als das US-Militär: »Wenn Vogelkot dich ins Auge trifft, kannst du erblinden«, las ich mal im Internet.
Nun gut, meiner Freundin zuliebe nahm ich mir trotzdem vor, den räudigen Fuchs irgendwann mal mit Steidlöl zu heilen und die Vögel irgendwann mal zu füttern. Aber mein Interesse galt vorerst allein der Ratte.
Am nächsten Tag regnete es, wie es in sandigen Gebieten regnet: als müsste man den Wolken jedes einzelne Tröpfchen abkaufen. Die Laubbäume des großen Waldes bekamen mehr Wind als Nässe und rauschten vor Durst. Die Birken waren am schlimmsten dran, jeden Tag kippte eine von ihnen um. Hohe Mortalitätsrate sozusagen. Ich inspizierte auf der Leiter das Dach, um das Einfallstor der Ratten zu lokalisieren und zu verstopfen. Die metallenen Seitenstreben der Pergola waren ideal, um auf ihnen in den Dachraum zu gelangen, deshalb observierte ich das Gestänge. Und dort kletterte eine Maus herum. Die vermeintliche Ratte war eine Maus. Wie konnte es sein, dass ein fast gewichtsloses Tierchen nachts im Dach einen Lärm machte, als wäre es eine fette Ratte?
Als ich es meiner Freundin am Telefon erzählte, sagte sie: »Tiere klingen nachts doppelt so laut, wie sie groß sind.« Ich erzählte ihr, die Maus habe sich von meinem »Huh!« und »Hau ab!« überhaupt nicht beeindrucken lassen. Sie sei erst geflüchtet, als ich einen Gummistiefel nach ihr geworfen hätte. Meine Freundin sagte, die meisten im Ruppiner Waldgebiet lebenden Tiere sähen in ihrem kurzen Leben nie einen Menschen. Sie wissen nicht, wo sie uns einordnen sollen. Sie begegnen vielen Kühen, und da Kühe groß, langsam und harmlos sind, halten sie Menschen für Kühe. So die Theorie meiner Freundin. Mir war am Vortag schon aufgefallen, dass eine Amsel, als ich mit dem Gartenschlauch die Blumenbeete meiner Freundin wässerte, mir ungewöhnlich nahe kam, sie hielt nicht den Social-Distancing-Abstand von anderthalb Metern ein. In der Stadt war mir noch nie eine Amsel so nahe gekommen. Vielleicht hielt diese Amsel mich tatsächlich für eine Kuh, die auf eine sehr komplizierte Art pisste, nämlich indem sie sich auf die Hinterbeine stellte und den Strahl zwischen den Vorderbeinen hindurch in hohem Bogen in ein Blumenbeet lenkte.
Um den Vögeln zu zeigen, dass ich ein bisschen mehr draufhatte als eine Kuh, begann ich mit der Fütterung. Die Speisekarte erstellte meine zoophile Freundin am Telefon: Mehlwürmer, zerstoßene Haselnüsse, Sonnenblumenkerne, Meisenknödel mit Kokosfett, Rosinen von Alnatura. Die Meisenknödel hängte ich an die Glyzinienäste, die sich um die Pergolastangen rankten, es sah aus wie der Christbaum eines Ornithologen. Das übrige Futter legte ich auf einem Marmortischchen aus, und danach setzte ich mich in fünf Metern Abstand in einen Korbstuhl und wartete auf die Vögel. Ich hatte alle Zeit der Welt, die Vögel aber auch. Sie ließen sich zunächst im Geäst der Steineiche nieder und beäugten von dort aus das Futter. Sie erinnerten mich an Touristen in einem griechischen Ferienort, die sich abends vor den Restaurants die vergilbten Fotos von Souflakispießen anschauen. Aber solche Vergleiche hinken, denn die Vögel zögerten nicht, weil sie wählerisch oder gelangweilt waren. Sie wussten, wo Futter ist, lauern meistens Feinde, und damit war nicht die Kuh gemeint, die in der Nähe des Futters in einem Korbstuhl saß. Sie beobachteten erst mal, ob es Anzeichen für die Anwesenheit von Mardern, Füchsen, Bussarden gab. Da ich mich durch die Seuche durchaus vom Tod bedroht fühlte, bekam ich zum ersten Mal eine Ahnung von der Lebenswelt dieser Vögel. Für sie war der Tod zu jeder Stunde eine noch sehr viel konkretere Gefahr als für mich das Virus. Bei allem, was sie taten, ging es ums Überleben, und ihre Mittel zur Prävention waren limitiert, nur eine geradezu kunstfertige Vorsichtigkeit stand ihnen zur Verfügung, um sich zu schützen.
Erst nach Stunden wagte sich ein erster Vogel auf das Marmortischchen. Da die anderen sahen, dass er lebend und mit einem Schnabel voll Futter wieder wegflog, gaben auch sie sich einen Ruck. Zunächst waren sie für mich alle einfach Vögel, wie wenn man zum ersten Mal nach China reist und gegen den Eindruck ankämpfen muss, dass alle sehr ähnlich aussehen. Aber nach zwei, drei Tagen fiel mir ein Muster auf in der Abfolge, in der die Vögel zum Fressen anflogen. Ich notierte die Beobachtungen: a) Es kommt meistens zuerst einer der kleinen mit der schwarzen Gefiederkappe auf dem Kopf. Danach kommt einer von denen, die kopfüber an der Glyzinienranke zum Tischchen hinuntersteigen. Dann kommen die Kohlmeisen. b) Die Kohlmeisen kommen immer zu zweit. Aber sie fressen nie gleichzeitig. Überhaupt fressen nie zwei Vögel gleichzeitig. (Maßnahme zum Schutz vor Corona? Haha.) c) Kohlmeisen und Amseln sind die einzigen Vögel, die ich mit Namen kenne. Um das zu ändern, lud ich mir die App Zwitschomat auf mein Handy. Man zeichnet Vogelstimmen auf, und die App bestimmt die Vogelart. So lernte ich, dass die kleinen mit der schwarzen Kappe Mönchsgrasmücken hießen. Die Kopfüberläufer hießen Kleiber. Die dicken, langsamen mit den kurzen Schnäbeln hießen Dompfaffen. Als ich die Vögel benennen konnte, führte das sonderbarerweise dazu, dass ich sie als Individuen wahrnahm. Dies war der Moment meines persönlichen Shutdowns. Von nun an widmete ich mich ausschließlich der Vogelbeobachtung und notierte meine laienhaften Erkenntnisse auf liniertes Papier, um das Ganze nach Arbeit aussehen zu lassen.
Textauszug aus „Ein Stadtmensch im Wald“ von H.D. Walden (Linus Reichlin) mit freundlicher Genehmigung des Galiani-Verlages.
Siehe auch bei „Wortwelten“.
Hrsg.: Karsten Hoffmann, Gitta Walchner, Lutz Dudek
Gemeinwohl-Ökonomie in der Praxis
Was passiert, wenn nicht finanzieller Erfolg, sondern der Beitrag zum Gemeinwohl zur Orientierung wirtschaftlichen Handelns wird? Eine andere Wirtschaft ist möglich. 24 Beispiele zeigen, wie die Werte der Gemeinwohl-Ökonomie in der Praxis gelebt werden und finanziell zum Erfolgsfaktor werden können.
Die Saat geht auf – Beispiel „Taifun Tofu“
1986 tat sich in einem Freiburger Keller Geheimnisvolles. Wolfgang Heck und Klaus Kempff versuchten, Tofu zu produzieren. Sie nahmen Sojabohnen, wässerten sie in einem großen Topf über Stunden, vermahlten sie mit Wasser, kochten das Gemisch im Dampfkochtopf auf und siebten die Faserstoffe heraus – so entstand eine eiweißreiche Flüssigkeit, die „Sojamilch”. Diese versetzten sie mit Gerinnungsmitteln, wodurch die „Sojamilch” ausflockte. Es entstand Molke und der hochwertige Tofubruch. Dieser wurde schließlich in feste Blöcke gepresst, und der Tofu war fertig. Als nach vielem Experimentieren so endlich – nach Wochen – alles passte, schafften sie es, zunächst vier Kilogramm Tofu in der Woche zu produzieren, den sie frisch auf dem Freiburger Wochenmarkt verkauften.
Zwei junge Männer taten sich da zusammen, um ihr „eigenes Ding“ zu machen. Sie gründeten ein Unternehmen, das sich auf die Herstellung von Tofu konzentriert, ein eiweißreiches Produkt aus der Sojabohne, das seit Jahrhunderten in Asien bekannt ist. Die Marke Taifun war geboren. Kern der Idee war und ist es, einen positiven Bei-trag zur Welternährung zu leisten, der schon ein Jahrzehnt früher durch den Bericht des Club of Rome über die Grenzen des Wachstums thematisiert wurde und heute aktueller ist denn je. Als eiweißreiche Nahrung direkt aus der Sojapflanze leistet Tofu einen wichtigen Beitrag zur Welternährung. Viel aufwendiger ist es, Soja als Tierfutter zu verwenden, um Fleisch zu erzeugen. Der CO2-Fußabdruck ist bei der Fleischproduktion etwa zwanzigmal so hoch.(…)
Taifun-Tofu GmbH
rund 270 Mitarbeitende
30 % Frauenanteil
8 Auszubildende
42 Jahre Altersdurchschnitt
38,4 Mio. Euro Umsatz
Den aktuellen Taifun-Geschäftsführer Alfons Graf reizte neben der innovativen Produktidee das vom Unternehmensgründer Wolfgang Heck intendierte Anliegen, eine andere Art des Zusammenarbeitens umzusetzen. Die Maximierung des Umsatzes sollte nicht im Vordergrund stehen, vielmehr der Aufbau einer Arbeitskultur und Unternehmensorganisation, die auf die Mitarbeiter ausgerichtet sein sollte.(…)
Bio-Landwirte auf neuen Wegen
Es war Ende der 1990er Jahre, als Friedbert Schill über seine Dachswanger Bioland-Mühle darauf angesprochen wurde, ob er nicht auch Soja anbauen wolle. Dabei gehe es nicht um Futtersoja für Tiere, sondern um Bio-Soja zur Tofu-Herstellung der Firma Taifun. Für ihn bedeutete das eine weitere Anbaumöglichkeit, und es reizte ihn auch das Neue, also ließ er sich gerne darauf ein.(…)
Was bedeutet Landwirtschaft nach Bioland? Auf jedem einzelnen Acker werden bewusst abwechselnde Fruchtfolgen (Getreide, Hülsenfrüchte, Kleegras etc.) angebaut. „Weg vom ewigen Mais!“, sagt Schill. Für die Fruchtfolgen ist die Soja eine interessante Hülsenfrucht, die als sogenannte Hackfrucht aber auch Pflege benötigt, um das Unkraut kleinzuhalten. Als abwechselnde Fruchtwird sie etwa alle vier Jahre auf dem gleichen Acker angebaut.
Ernte-Rituale
Friedbert Schill erzählt, dass ihn nach der ersten oder zweiten Ernte Taifun-Mitarbeiter Martin Miersch zu einer kleinen Feier einlud. „Ernte-Übergabe“ nannte er sie, und sie sollte in einem kleinen Labyrinth im Eingangspark von Taifun stattfinden. Er solle ein Säckchen Sojabohnen nehmen, durch das Labyrinth laufen und dabei über das Jahr nachdenken: Wie es ihm ergangen sei mit der Saat und dem Aufwachsen der Soja, und dann das Säckchen an einen Taifun-Mitarbeiter übergeben ... Da hat er geschluckt. Was soll denn das sein? Und dann hat er es dennoch gemacht. Den Sinn hat er unmittelbar verstanden: Das sei ein überwältigendes Erlebnis gewesen, habe die eigene Leistung erfahrbar gemacht. Er habe Wertschätzung erlebt, sich selbst als Teil eines Ganzen. Tränen habe er damals in den Augen gehabt, und danach war klar: „Das ist die Firma, mit der ich gerne zusammenarbeiten will.“ Wenn er jetzt ein Päckchen Tofu von Taifun sieht, dann ist das wie ein Stück von ihm.(…)
Dieses Ritual wird bis heute jährlich wiederholt - auch für die Mitarbeiter*innen von Taifun,
die daran beteiligt sind, ist diese Feier im Spätherbst wichtig, denn sie sehen und lernen
diejenigen persönlich kennen, die ihnen den Rohstoff für den Tofu liefern.
Taifun forscht zu Sojasaaten und entwickelt die Labor-Tofurei
(…) Die Zusammenarbeit mit der Universität Hohenheim mündete 2011 in ein dreijähriges Forschungsprojekt, an dem vier Universitäten und drei weitere Forschungsinstitute beteiligt waren. Der Beitrag von Martin Miersch und seinem Team war die Einrichtung einer eigenen Labor-Tofurei. Gemeinsam optimierten sie das Verfahren, aus wenigen Sojabohnen zügig einen Test-Tofu herzustellen. So wurde die Soja-Forschung nicht nur erheblich kostengünstiger, sondern bei umfangreichen Forschungsprojekten auch zeitlich besserdurchführbar.(…)
Veränderungen in der Führung
Im Jahre 2011 wurde Alfons Graf neben Wolfgang Heck weiterer Geschäftsführer. 2014 folgte der nächste Schritt: Heck gründete eine Unternehmensstiftung und brachte sämtliche Geschäftsanteile von Taifun darin ein. Die Stiftung arbeitet gemeinwohlorientiert für den Erhalt und die Weiterentwicklung des Unternehmens. Unter anderem fördert und unterstützt sie ethisches Zusammenleben, das auf Prinzipien der gerechten Verteilung bestehender Ressourcen, dem Bewahren von Gesundheit und Lebensfreude sowie der Gleichwertigkeit von Mann und Frau beruht. Heck übernahm von da an die Funktion des Stifters. Ihn ersetzte die langjährige Mitarbeiterin Elisabeth Huber in der Geschäftsführung. Gemeinsam mit Alfons Graf bildet sie seitdem die Führungsspitze.
Erste Gemeinwohl-Bilanz
Im November 2014 präsentierte sich die Taifun-Führung zusammenmit dem Autor und Begründer der Gemeinwohl-Ökonomie, Christian Felber, und fünf weiteren Unternehmen vor der Presse als künftige Ersteller*innen einer Gemeinwohl-Bilanz. Fünf Arbeitsgruppen mit insgesamt 20 Mitarbeiter*innen diskutierten und erarbeiteten im Laufe von fünfzehn Monaten die erste Gemeinwohl-Bilanz von Taifun.
Als wir vor ein paar Jahren auf die Gemeinwohl-Ökonomie stießen,
fiel uns auf, dass sie viele unserer Überzeugungen sehr gut bündelt.
Elisabeth Huber & Alfons Graf, Geschäftsführung von Taifun-Tofu
Im Ergebnis der ersten Gemeinwohl-Bilanz von Taifun Tofu wurden folgende Aspekte besonders herausgestellt:
Region und Bio-Anbau stärken
- Taifun-Produktion setzt nur zertifizierte Bio-Rohwaren ein
- Taifun engagiert sich stark für den heimischen Soja-Anbau
- Mitarbeit am Forschungsprojekt zur Aus-weitung des Soja-Anbaus in Deutschland
- Langfristige Partnerschaften mit den Soja-Erzeuger*innen
- Faire Preisbildung und gemeinsame Festlegung vor Aussaat
Gesundheit am Arbeitsplatz
- Ergonomische Gestaltung der Arbeitsplätze, wo möglich
- Unterstützung durch Physiotherapeutin, regelmäßig Kursangebot Rückenschulen
- Sicherheitsfachkraft für Arbeitssicherheit
- Täglich ein günstiges vegetarisches/veganes Bio-Mittagessen und Obst
Faire Bezahlung in allen Lohngruppen
- Die Spreizung zwischen geringstem und höchstem Einkommen im Unternehmen beträgt das Vierfache
Fairer Kundendialog
- Zuhören mit offenem Herzen und Interesse
- Bezahlung Vertrieb unabhängig vom Umsatz
- Impulse von Kund*innen und Reklamationen werden sehr ernst genommen
Kooperation statt Konkurrenz
- Kooperation mit der Universität Hohenheim für Sojasorte für ganz Deutschland
- Entwicklung eigener Sojasorte, setzt Maßstäbe für alle
- Sojanetzwerk wird auch von Bundesministerium unterstützt
Grundbedarf an hochwertigen Lebensmitteln sichern
- Pflanzliche, eiweißreiche Nahrung direkt statt übers Tier
- über 30 Jahre aktiv als ein Wegbereiter der Bio-Bewegung
- Beitrag zu CO2-Reduktion und Klimaschutz, indirekt fürs Tierwohl
Aber es gibt auch noch Schwachpunkte, die Taifun verbessern kann: Eine Alternative zur Verpackung des Tofus in Kunststofffolien und bessere Lösungen für den Drei-Schicht-Betrieb zu finden.
Deutscher Nachhaltigkeitspreis geht an Taifun
Taifun hat den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2020 in der Kategorie Kleine und mittlere Unternehmen gewonnen. Das Unternehmen leiste mit seinen pflanzlichen Bio-Lebensmitteln ganz ohne Gentechnik „einen wichtigen Beitrag zur Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung“, lautete die Begründung. Zudem lobte die Jury die Vorreiterrolle im europäischen Soja-Anbau, den Einsatz von Umwelttechnologien wie Photovoltaik oder Wärmerückgewinnung und die energiesparende Herstellung. Außerdem hoben die Juror*innen Taifuns Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung positiv hervor: So werden zum Beispiel ausgemusterte Produkte neu gelabelt, um diese vor der Mülltonne zu retten.
Ausblick
Die Nachfrage nach den Produkten von Taifun steigt weiter, so dass die Produktion mit der bestehenden Infrastruktur selbst bei vollem Drei-Schicht-Betrieb nicht mehr gedeckt werden kann. Das Management arbeitet kurzfristig an Erweiterungslösungen und plant mittelfristig ein zweites Produktionswerk.
Mehr Information: www.taifun-tofu.de
Textauszug aus „24 wahre Geschichten vom Tun und vom Lassen – Gemeinwohl-Ökonomie in der Praxis“, Hrsg.: Karsten Hoffmann, Gitta Walchner, Lutz Dudek, mit freundlicher Genehmigung des oekom-Verlages. Siehe auch unter „Wortwelten“.
Autor: Rudi Beiser
Wissenswertes aus der Botanik
Die Gewöhnliche Felsenbirne (Amelanchier ovalis, Synonym Amelanchier rotundifolia) gehört zur großen Familie der Rosengewächse. Die Gattung Amelanchier umfasst 25 Arten, wovon die meisten in Nordamerika heimisch sind. Die Gewöhnliche Felsenbirne ist die einzige europäische Art. Ihr natürliches Verbreitungsgebiet ist vor allem das Gebirge, wo sie in den Alpen bis auf 2000 m aufsteigt. Vielleicht kommen daher die Volksnamen „Gamsbeere“ und „Edelweißstrauch“. Sie wächst bevorzugt an sonnigen Südhängen auf Kalkfelsen. Man findet sie auch in lichten Eichen- und Kiefernwäldern. Der Name „Quandelbeere“ kommt vermutlich daher, weil die Felsenbirne, wie auch der Quendel (Thymus pulegoides), gerne an sonnigen felsigen Standorten wächst.
Der dicht verzweigte dornenlose Strauch wird ca. 3 m hoch und kann 70–80 Jahre alt werden. Die Zweige haben eine rotbraune Rinde. Die Blätter sind eiförmig und am Blattrand fein gesägt und vor allem wenn sie jung sind an ihrer Blattunterseite filzig behaart. Im Herbst verfärben sich die Blätter orangerot. Von April bis Mai brechen die weißfilzigen Blütenknospen auf. Der traubenförmige Blütenstand besteht aus 4–10 schneeweißen sternförmigen Blüten. Die zwittrigen Einzelblüten haben 5 längliche Kronblätter, die weit auseinanderstehen und unterseits behaart sind. In der Blüte sitzen 20 Staubblätter und 5 nicht verwachsene Griffel.
Im Juli und August reifen die kugeligen Apfelfrüchte, mit einem Durchmesser von 1 cm. Sie reifen von rotviolett zu blauschwarz. Die Früchte sind süß und gut essbar. Sie tragen am Frucht ansatz auffällige, leicht umgeschlagene Kelchblätter. Die Früchte enthalten kleine sichelförmige Samen.
Der Gattungsname Amelanchier leitet sich aus dem provenzalischen Namen der Felsenbirne ab: „amelanche“, ein Wort keltischen Ursprungs, das Äpfelchen bedeutet. Es gibt neben der heimischen Felsenbirne einige Felsenbirnenarten aus Nordamerika, die bei uns als Zier- oder Obstgehölze in Parks und Gärten angepflanzt werden. Dazu gehören zum Beispiel: Kupfer-Felsenbirne (Amelanchier lamarkii), Baum-Felsenbirne (Amelanchier arborea), Kahle Felsenbirne (Amelanchier laevis) oder, etwas seltener, die in Amerika und Kanada sehr beliebte Saskatoonbeere (Amelanchier alnifolia), die auch Erlen blättrige Felsenbirne genannt wird. Sie alle sind essbar. Die heimische Felsenbirne hat etwas kleinere Früchte als ihre nordamerikanischen Geschwister. Auch sind die amerikanischen Arten geschmacklich etwas aromatischer. Am häufigsten findet man die Kupfer- Felsenbirne, die teilweise sogar schon verwildert vorkommt. Schon seit den 1960er Jahren wird sie bei Gehölzpflanzungen in Städten gerne eingesetzt.
Die Kupfer-Felsenbirne wird etwa doppelt so hoch wie die Gewöhnliche Felsenbirne und besitzt auch doppelt so große Blätter. Außerdem unterscheidet sie sich durch die kupferrote Verfärbung ihrer jungen Blattaustriebe. Auch ist die Herbstfärbung der Blätter leuchtend rot. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal sind die Kelchreste auf den Früchten: Sie stehen weit ab und sind nicht nach unten umgeschlagen.
Die Felsenbirne im Garten
Schon seit dem 16. Jahrhundert wird die Gewöhnliche Felsenbirne wegen ihrer Blütenpracht und ihrer Früchte in Gärten und Parks kultiviert. Dabei bekam sie zunehmend Gesellschaft von mehreren amerikanischen Arten, die bis heute gerne als Ziergehölze angeboten werden. Von vielen Arten gibt es auch Züchtungen (Sorten), die sich durch größere Früchte oder besonders schöne Blüten auszeichnen. Eine Sorte der beliebten Kupfer- Felsenbirne mit dem Namen ‘Ballerina’ beispielsweise bringt besonders große Früchte hervor. Egal welche Amelanchier-Art, alle Felsenbirnen sind durch ihre auffallenden Frühlingsblüten und die intensive orangerote Herbstfärbung der Blätter eine Zierde für jeden Garten. Bei der Auswahl der Arten sollten Sie berücksichtigen, dass Kupfer-Felsenbirne und Baum-Felsenbirne relativ groß werden: 8–10 m Höhe können sie erreichen.
Die Felsenbirnen sind recht anspruchslos und sehr winterhart (bis –35 °C). Sie gehören zu den wenigen Gehölzen, die kaum beschnitten werden müssen. Besonders ertragreich sind sie an vollsonnigen und eher trockenen Standorten. Felsenbirnen können Überträger des Feuerbrand-Bakteriums sein.
Rosinenersatz und Notration für Indianer
In Gegenden, in denen die Gewöhnliche Felsenbirne häufiger vorkommt, wurden die Früchte früher für die Vorratshaltung getrocknet. Man nahm sie als Ersatz für die damals teuren Rosinen. Daher kommen wohl auch die alten Volksnamen für die Felsenbirne, wie „Rosinenstrauch“ oder „Korinthenbaum“. Die Früchte waren im Mittelalter so beliebt, dass man die Felsenbirne im 16. Jahrhundert als Obstgehölz in den Garten holte. Die amerikanischen Felsenbirnen-Arten wurden von den Indianern als Nahrungsmittel und Medizin genutzt. Sie waren unter anderem Bestandteil des sogenannten Pemmikans. Das war eine Mischung aus getrocknetem Bisonfleisch, Talg und gedörrten Felsenbirnenfrüchten. Diese Energienahrung wurde vor allem von Nomadenstämmen als Reiseproviant genutzt. In heißes Wasser gegeben, hatte man in kurzer Zeit eine nahrhafte Suppe. Den Saft der Felsenbirnen nahmen die Indianer bei Magenverstimmungen. Eine dieser indianischen Wildbeeren hat als Obstbaum Karriere gemacht: Die Saskatoonbeere (Amelanchier alnifolia) wird in Kanada in Plantagen angebaut. Sie besitzt von allen Felsenbirnenarten die schmackhaftesten Früchte.
Süße Früchte mit Heidelbeeraroma
Die Felsenbirne gehört zu jenen Wildfrüchten, die man direkt vom Baum essen kann, da sie nicht herb schmecken. Voll ausgereift sind sie süßaromatisch und erinnern nicht nur optisch, sondern auch geschmacklich an Heidelbeeren. Genau lässt sich der Geschmack nicht einordnen, denn er erinnert auch etwas an Kirsche. Durch die kleinen Samen kann man sogar ein leichtes Bittermandel- Marzipan-Amaretto-Aroma herausschmecken. Die leckeren Früchte reifen von Juli bis August. Mit zunehmender Reife werden sie weicher und süßer. Aber zu lange warten sollte man nicht, denn die Früchte sind auch bei den Vögeln sehr beliebt und werden meist schon weggepickt, bevor sie richtig reif sind. Die Früchte der Felsenbirne sind im botanischen Sinne keine Beeren, sondern kleine Äpfelchen, denn das Gehölz gehört zu den Kernobstgewächsen.
Sie können die Früchte roh genießen, einfrieren oder zu Marmelade, Gelee, Saft, Sirup, Smoothie oder Likör verarbeiten. Da den süßen Früchten die eigene Säure fehlt, lohnt es sich geschmacklich, bei der Herstellung von Marmelade oder Gelee säuerliche Äpfel oder Johannisbeeren unterzumischen. Durch den hohen Gehalt an Pektinen bräuchten Sie beim Marmeladekochen theoretisch gar kein Geliermittel. Allerdings müssen diese fruchteigenen Pektine durch relativ lange Kochzeiten erst aktiviert werden. Das ist wiederum für viele Vitamine nicht optimal. Die kleinen saftigen Früchte eignen sich zudem als Kuchenbelag, als Bestandteil von Muffins oder als Zutat in Quark- und Joghurtdesserts. Sie können sie auch trocknen und dann wie Rosinen zu Müsli oder als Zugabe für Früchtetee verwenden. In Kanada stellt man aus den dort heimischen Felsenbirnen auch Wein und Bier her.
Manchmal wird in der Literatur auf die cyanogenen Glykoside (Blausäureverbindungen) in den kleinen Samenkernen hingewiesen. Aber keine Angst, diese Stoffe, die auch in den Kernen von Äpfeln vorkommen, sind lediglich in geringen Spuren vertreten und werden nur freigesetzt, wenn man die Samen komplett zerbeißt. Zu Beschwerden kann es nur kommen, wenn man große Mengen Samen zerkaut, was praktisch unmöglich ist, und unzerkaute Samen werden unverdaut wieder ausgeschieden. Bei erhitzten Produkten muss man sich ohnehin keine Gedanken machen, da die Blausäure abspaltenden Glykoside bei Hitze abgebaut werden. Auch die Blätter und Blüten enthalten geringe Mengen dieser Glykoside.
Als Heilmittel unbekannt und trotzdem gesund
In der europäischen Volksmedizin hat die Gewöhnliche Felsenbirne keinen Platz gefunden, vermutlich weil sie sehr selten ist. Bekanntheit erlangte sie letztlich erst durch ihre Nutzung in Ziergärten. Inzwischen weiß man allerdings einiges über ihre zahlreichen gesundheitsförderlichen Inhaltsstoffe: Die Früchte der Gewöhnlichen Felsenbirne und ihrer amerikanischen „Freunde“ weisen hohe Eisen und Kalziumgehalte auf. Mit Vitamin C können sie im Gegensatz zu vielen anderen Wildfrüchten nicht punkten, dafür aber mit reichlich Vitamin E. Das Zellschutzvitamin ist im Vergleich zu Süßkirschen in der neunfachen Menge vorhanden. Die Früchte enthalten auch viele Polyphenole, wobei sich hier die heimische Felsenbirne besonders hervortut. Somit besitzt sie ein hohes antioxidatives und entzündungshemmendes Potenzial. Ihr Gehalt an gesundheitsfördernden Anthocyanen ist etwa so hoch wie jener der Kulturheidelbeere (200 mg/100 g). Die Anthocyane zählen zu den Antioxidantien, die unser Immunsystem unterstützen und vorbeugend gegen Herz-Kreislauf- sowie Krebserkrankungen wirken. Erwähnenswert ist auch der hohe Gehalt an Proanthocyanidinen, die unter anderem blutdrucksenkend und antikanzerogen wirken. Außerdem enthalten Felsenbirnen sehr viel Pektin, einen Stoff, der nicht nur das Gelieren von Marmelade, sondern auch unsere Verdauung unterstützt.
Felsenbirnenlikör
• 350 g Felsenbirnen
• 150 g Schwarze Johannisbeeren
• 1 Vanilleschote
• 200 g Kandiszucker
• 700 ml Korn oder Wodka
Die Früchte in ein verschließbares Gefäß geben und etwas zerdrücken. Die aufgeschnittene Vanille schote, Kandis und Alkohol dazugeben. Gefäß verschließen und etwa 3–4 Wochen durchziehen lassen. Dabei ab und zu umrühren. Durch ein sehr feines Sieb in hübsche Flaschen abfüllen. Vor dem Genuss nochmals 2 weitere Wochen nachreifen lassen.
Textauszug aus dem Buch „Geheimnisse der Hecken“ von Rudi Beiser mit freundlicher Genehmigung des Eugen Ulmer Verlages.
Siehe auch unter „Grüne Bücher".
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