Bewusstes Leben August - Dezember 2024


REMIND – Dein Gehirn kann viel mehr als du glaubst

© Gerd Altmann - pixabay.com
© Gerd Altmann - pixabay.com

Autorin: Yvonne Diewald


Yvonne Diewald ist erfolgreiche Neuro-Coachin mit einer besonderen Geschichte: Ihrem viel zu früh geborenen Sohn Dominic wurde von den Ärzten diagnostiziert, dass er wegen seiner Hirnschädigung niemals gehen, sprechen oder schreiben können würde. Doch ihr gelang, was niemand für möglich hielt: Dominic lebt aufgrund des konsequenten Trainings mit seiner Mutter heute ein glückliches und selbstständiges Leben und ist der beste Beweis, dass unsere Gehirne veränderbar sind. Die Erfahrungen mit ihrem Sohn, ihr Wissen als Neurowissenschaftlerin und die langjährige Praxis als Transformationsexpertin konzentriert Yvonne Diewald in ihrem lebensverändernden REMIND®-Programm. Darin zeigt sie, wie wir unsere Gehirne selbst programmieren und uns so von unseren Problemen befreien können, seien es Depressionen oder Ängste, Schwierigkeiten in Beziehungen oder im Umgang mit Finanzen. Diewald zeigt auf, wie belastende Denk-, Gefühls- und Verhaltensmuster in unserem Gehirn entstehen und dort als neuronale Dauerschleifen aktiv sind. REMIND® erklärt in sechs Schritten, wie wir uns dieser Muster bewusstwerden, sie unterbrechen und neue förderliche neuronale Programme anlegen und verfestigen können. Damit unser Gehirn auf Gesundheit, Liebe und Erfolg ausgerichtet wird.

 

Warum ich dieses Buch schrieb

 

Ich möchte dazu beitragen, dass bahnbrechende Erkenntnisse, die jeden Menschen betreffen, dorthin gelangen, wo sie hingehören: in den Kopf eines jeden Einzelnen. Jahrzehntelange Annahmen über das Gehirn, die sich längst als falsch erwiesen haben, sollten nicht länger für wahr gehalten werden. Insbesondere möchte ich dir veranschaulichen, dass du nicht nur über ein großartiges Potenzial verfügst, sondern dir auch Wege aufzeigen, wie du dieses für dich nutzen kannst, um Unmögliches möglich zu machen und die Herausforderungen in deinem Leben besser meistern zu können.

 

Es erstaunt mich immer wieder, dass die Menschen so wenig über die Vorgänge in ihrem Gehirn wissen und darüber, welche zentrale Rolle es in ihrem Leben spielt. Viele Menschen wissen mehr über die Funktionsweise ihrer Muskeln oder ihres Darms als über das so wichtige Steuerungsorgan im Kopf. Oft sind sie überrascht, wenn ich ihnen erkläre, dass ihr Gehirn beispielsweise an ihren Gefühlen maßgeblich beteiligt ist. Viele glauben, dass sie mit ihrem Kopf nur denken, sich erinnern und mehr oder weniger gute Entscheidungen treffen. Nicht ohne Grund sage ich immer wieder: Dein Gehirn kann viel mehr, als du glaubst.

 

Tagtäglich kontaktieren mich Menschen, die verzweifelt Hilfe suchen. Sie haben Wünsche, Träume und Bedürfnisse, sehen aber keine Möglichkeit, wie sie diese verwirklichen können. Andere haben große Ziele, bekommen jedoch vermittelt, diese seien nicht erreichbar. Viele kämpfen mit Übergewicht, Ängsten, Paniken, Depressionen oder Burnout. Andere haben Beziehungs-, Job- oder Finanzprobleme. Und manch einer ist chronisch frustriert oder leidet unter mangelndem Selbstwertgefühl. All diese Menschen wünschen sich eine Änderung oder einen Experten herbei, so wie ich damals bei meinem Sohn. Nahezu alle tragen ihr Problem seit Monaten mit sich herum. Viele bereits seit Jahren und Jahrzehnten. So unterschiedlich ihre Probleme sind – was alle Betroffenen gemeinsam haben, ist ein Gefühl der Hilflosigkeit, Ohnmacht und Überforderung. Und die permanente Suche nach einer Lösung oder einer Person, die ihnen helfen kann. Nach Möglichkeiten, wie sie endlich das erreichen, was sie sich sehnlich wünschen. Auch ich war jahrelang auf dieser Suche für meinen Sohn. Genau wie ich damals wissen die meisten Menschen nicht, dass sie die Lösung die ganze Zeit bei sich tragen: in ihrem Kopf. (…)

 

Fünf wertvolle Erkenntnisse

 

Die Ergebnisse meiner eigenen Recherche zur Hirnforschung wie auch das vermittelte Wissen im Masterstudium sorgten für grundlegende Erkenntnisse, die in das REMIND®-Programm einflossen. Aber auch die Erfahrungen mit meinem Sohn sowie die Resultate meiner Studie für die Masterarbeit waren erkenntnisreich. Diese möchte ich im Folgenden mit dir teilen:

 

  1. Dass mein Sohn trotz seines zerstörten Motorik-Areals gehen, schreiben und sprechen gelernt hatte, war kein medizinisches Wunder. Tatsächlich war es eine ganz natürliche Vorgehensweise des Gehirns, wozu ich mit meinem unermüdlichen Einsatz unwissentlich und instinktiv meinen Beitrag geleistet hatte. Weil ich jeden Tag mit ihm trainierte, erhielt sein Gehirn fortlaufend Impulse und konnte diese in feste Regelkreise abspeichern und im Langzeitgedächtnis ablegen. Bei dieser Vorgehensweise können sowohl neue Nervenzellen gebildet oder zusätzliche neue Verbindungen zwischen bestehenden intakten Zellen geschaffen worden sein. Beide Varianten sind möglich.
  2. Dass meine Klienten immer wieder in alte Muster zurückfielen, lag nicht an ihrem fehlerhaften Verhalten, sondern an den gleichen Hirnprinzipien, die meinem Sohn geholfen hatten. So, wie sein Gehirn neuronale Strukturen zu motorischen Fähigkeiten aufgebaut hatte, lagen bei meinen Klienten neuronale Strukturen zu ihren erfolgsverhindernden, beziehungszerstörenden und gesundheitsschädigenden Denk-, Gefühls- und Verhaltensmustern vor.
  3. Durch meine Mitstudenten aus dem medizinischen, psychologischen und therapeutischen Bereich erfuhr ich, dass die Fachwelt nicht immer auf dem aktuellen Wissensstand der Hirnforschung ist. Früher wurde angenommen, dass sich ein vollständig entwickeltes Gehirn nicht mehr verändert. Wenn es während oder nach der Entwicklung  geschädigt wurde, hielt man das für irreparabel. Viele Ärzte, Psychologen und Therapeuten arbeiten heute noch mit diesem veralteten Wissen und wirken darum auf Kompensationsstrategien hin, statt die Ursache in den Blick zu nehmen. Sie wissen nichts von dem wunderbaren Potenzial, das unser Gehirn birgt und das wir alle besitzen: die Neuroplastizität. Sie stellt sicher, dass dein Gehirn bis ins hohe Alter jeden Tag neue Hirnzellen und neuronale Strukturen bilden kann und gesunde Hirnzellen die Aufgaben von defekten übernehmen können. Auch Strukturen, die vor Jahren und Jahrzehnten angelegt wurden, können verändert werden.
  4. Alle herkömmlichen Coaching- und Therapiewerkzeuge, die ich mir über die Jahre angeeignet hatte, sorgen zwar für kurzfristige, aber keine nachhaltigen Erfolge. Sie arbeiten nur an den Symptomen, nicht jedoch an der Ursache, nämlich den angelegten neuronalen  Strukturen. Dass ich am Ende alle meine Coaching- und Therapiewerkzeuge verwerfen und eine eigene Methode entwickeln würde, konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen. Bei meinen Klienten nutze ich diese Hirnprinzipien und sorge dafür, dass neue neuronale Strukturen angelegt werden, die zu förderlichen Denk-, Gefühls- und Verhaltensmustern führen. Durch den von mir angeleiteten Abbau der alten und den Aufbau einer neuen Struktur werden meine Klienten dazu befähigt, alle ihre Ängste und Blockaden aufzulösen und Gesundheit, Erfolg und harmonische Beziehungen dauerhaft in ihr privates wie berufliches Leben zu integrieren.
  5. Mir wurde bewusst, dass ich durch die langjährige Arbeit mit meinem Sohn bereits eine evidenzbasierte Blaupause für die notwendige Veränderung im Gehirn hatte. Ich wusste aus eigener Erfahrung, dass man die neuronalen Strukturen im Gehirn grundlegend und nachhaltig verändern kann. Ich setzte mich daran, die entsprechenden Strategien, die sich sowohl bei meinem Sohn als auch bei meinen Studienteilnehmern und Klienten als erfolgreich erwiesen hatten, herauszuarbeiten und zu vermitteln.

Sechs erfolgreiche Schritte zu einer nachhaltigen Veränderung

 

In meiner Zusammenarbeit mit den Spitzenentscheidern befasste ich mich intensiv mit deren beruflichen Alltagsthemen und auch mit der Frage: Was führt tatsächlich dazu, dass sich Menschen oder Organisationen nachhaltig erfolgreich verändern? Ich legte sowohl meine  eigenen persönlichen Erfahrungen als auch die meiner Studienteilnehmer und Klienten nebeneinander und stellte dabei fest, dass ich sämtliche Erfahrungen und Erkenntnisse auf sechs Schritte herunterbrechen konnte, die miteinander in wechselseitiger Beziehung standen. Diese sechs Schritte führen, wenn sie teilweise aufeinander aufbauend, manche parallel angewendet werden, zu nachhaltigen Veränderungen. Bei den sechs Schritten handelt es sich um:

 

Realisierung

Erlebnistiefenanalyse

Musterunterbrechung

Impulseingaben

Neuverdrahtung

Dauerschleife

 

Fehlt nur ein Element, gibt es elementare Schwierigkeiten im Transformationsprozess, und es wird schwierig, die angestrebte Veränderung dauerhaft aufrechtzuerhalten. Dann kommt es zu den allseits bekannten Rückfällen und Jo-Jo-Effekten. Daher möchte ich in den nachfolgenden Kapiteln auf diese elementaren sechs Strategien sehr ausführlich eingehen und dir mit vielen praktischen Beispielen veranschaulichen, warum sie so wichtig und für die Lösung deines Problems essenziell sind. Damit auch du verstehen lernst, wie du dein Problem lösen kannst.

 

Yvonne Diewald: 

 

REMIND – Dein Gehirn kann viel mehr als du glaubst

 

320 S., Allegria Vlg., 21,99 €

 

Siehe auch unter „Wortwelten“ auf S. 55

 

Gekürzter Textauszug aus dem Buch mit freundlicher Genehmigung des Allegria Verlages.

 


Natürliche Erholung: Waldbaden als Gegenmittel zur modernen Hektik

Autorinnen: Jasmin Schlimm-Thierjung, Sandrella Lithoxopoulos

 

In der heutigen Welt fällt es vielen schwer, Ruhe zu genießen. Ein Hauptgrund ist die dauerhafte Erreichbarkeit und Ablenkung durch Smartphones und digitale Medien, die zu Reizüberflutung führen. Gesellschaftlicher und Leistungsdruck tragen dazu bei, dass viele sich verpflichtet fühlen, ständig produktiv zu sein. 

Moderne Technologien bieten sofortige Belohnungen durch Likes und Benachrichtigungen, die süchtig machen. Deshalb empfinden viele längere Ruhephasen oder Stille als langweilig oder unangenehm. In diesen Momenten können Angst und Unruhe auftreten, weil man sich mit eigenen Gedanken und Gefühlen auseinandersetzen muss. Stress und ungelöste Probleme werden dann intensiver wahrgenommen und deshalb oft gemieden.

Laut einer Untersuchung der Techniker Krankenkasse fühlen sich fast 70% der Deutschen häufig gestresst. Als Hauptursachen wurden beruflicher Druck und ständige digitale Vernetzung ausgemacht. Die negativen Auswirkungen auf die Gesundheit sind erheblich: Dauerhafte Erreichbarkeit und Informationsflut führen zu mehr Stress und Burnout. 

Zeit für Entspannung

In unserer schnelllebigen Welt haben viele Menschen verlernt, sich richtig zu entspannen. Entspannungstechniken und das Genießen von Stille müssen oft erst bewusst gelernt und geübt werden. Deshalb ist es heutzutage essenziell, bewusst Zeit für die mentale Gesundheit zu reservieren. Waldbaden, auch als Shinrin Yoku bekannt, wurde in den 1980er Jahren in Japan entwickelt und hat sich als kraftvolle Praxis erwiesen, die messbare positive Effekte auf die physische Gesundheit hat. 

Seit über 40 Jahren wird die Methode mittlerweile erforscht – aktuellen Studien der Universitäten Stanford, Waterloo und Wisconsin-La Crosse aus 2024 bekräftigen die heilende Wirkung. So verbessert Waldbaden beispielsweise die Lebensqualität, indem es u.a. den Stresshormonspiegel und den Blutdruck senkt, den Stoffwechsel aktiviert und das psychische Wohlbefinden fördert.

 

Selbstheilung im Einklang mit der Natur

Die Stille und sanften Impulse der Natur fungieren als heilsamer Ausgleich. Ihre Geräusche, Farben, Formen und Düfte nehmen uns mit auf eine Reise, die uns anders aus dem Wald entlässt, als wir hineingegangen sind. Der Aufenthalt im Wald hinterlässt eine transformative Spur in unserem Inneren. Doch was genau geschieht da?

Die Natur hat eine erstaunliche Fähigkeit, uns zu beruhigen und zu heilen. In der Hektik des Alltags vergessen wir oft, dass der Wald nicht nur aus Bäumen besteht, sondern auch ein Ort der Ruhe und Entschleunigung ist. Die grünen Blätter, das rauschende Laub und die frische Luft können wahre Wunder für unsere Psyche bewirken. 

Beim Waldbaden tauchen wir mit allen Sinnen in die Atmosphäre des Waldes ein – Waldbaden ist also weit mehr als nur ein Spaziergang zwischen Bäumen. Es ist eine umfassende Praxis, die sowohl für unseren Körper als auch für unseren Geist zahlreiche positive Effekte bereithält. 

Der Wald dämpft den Lärm der Stadt und der weiche, federnde Waldboden entlastet die Gelenke. Die frische Waldluft bietet nicht nur eine sensorische Vielfalt, die den Abbau des Geruchssinns verlangsamen kann – sie hat auch eine reinigende Wirkung und beeinflusst maßgeblich die Funktion unserer Atmungsorgane. Die tieferen Atemzüge, begleitet von der sanften Bewegung des Schlenderns, verbessern die Durchblutung unserer Verdauungsorgane und tragen so zu einem harmonischen Gleichgewicht bei. Dieser ganzheitliche Ansatz unterstreicht, dass die Natur nicht nur eine Oase für die Seele ist, sondern auch ein unschätzbarer Verbündeter für unsere körperliche Gesundheit.

Die Farbpalette des Waldes, ein harmonisches Zusammenspiel von Grüntönen und natürlichen Farben, wirkt nicht nur auf unsere Sinne, sondern gibt uns ein Gefühl der Sicherheit. Das satte Grün der Bäume hat eine beruhigende Wirkung, entspannt unsere Augen und trägt dazu bei, dass der Augenmuskel beweglich bleibt. Die visuelle Erholung im Wald, kombiniert mit den natürlichen Gerüchen und der Stille, senkt das Cortisolniveau und bietet eine willkommene Abwechslung zum künstlich erzeugten Dauerlärm, dem wir täglich ausgesetzt sind.

Bäume geben Phytonzide und Terpene ab, die unsere Immunabwehr stärken. Ein Waldaufenthalt boostert die Produktion von Killerzellen, die Krankheitserreger und Tumorzellen bekämpfen. Der Wald ist somit eine Quelle der Stärkung für unseren Organismus.

Innere Stärke durch Achtsamkeit in der Natur

Achtsamkeitsübungen in der Natur nähren Körper, Geist und Seele. Der Wald hilft uns, im Hier und Jetzt zu sein, den Moment zu schätzen und Ängste loszulassen. Lassen wir uns auf die beruhigende Stille ein, stärken wir unser Selbstvertrauen und erhalten Raum zur Reflexion, wodurch wir neue Perspektiven gewinnen und Kraft schöpfen können. 

Auch unser Aufmerksamkeitssystem profitiert vom Aufenthalt in der Natur – durch die bewusste Entspannung kann das Gehirn mühelos arbeiten und Körper, Geist und Seele tanken neue Kraft. Bestimmte Gehirnbereiche werden erst aktiv, wenn keine übermäßigen Reize mehr einströmen. Tagträumen, Meditieren oder zielloses Schlendern im Wald ermöglichen kreative Ideen und Problemlösungen. 

Die Natur ist eine Quelle der Ruhe, Entspannung und inneren Stärke – wenn wir uns mit allen Sinnen auf sie einlassen, inspiriert und erfrischt sie uns mit ihrer heilenden Kraft.

Deutsche Akademie für Waldbaden und Gesundheit

Tel: 06323 80898 53 - www.waldbaden-akademie.com

© Fotos: Jasmin Schlimm-Thierjung