Autorin: Birgit Haus
Lieben ohne Leiden wollen wir alle. Vielleicht gibt es heute deshalb so viele Singlehaushalte wie nie zuvor. Aber Vermeidung von Beziehung ist nicht die Lösung. Wir Menschen sind Beziehungswesen. Wir brauchen Verbindung und suchen auch immer bewusst oder unbewusst danach. Deshalb soll dir dieses Buch helfen, einen Weg zu finden, wie es endlich gelingen kann, in einer Beziehung zu lieben, ohne zu leiden.
Lieben ohne Leiden ist der Übergang von der Dunkelheit zum Licht. Es ist ein Weg, für den wir uns entscheiden können. Solange wir in der Liebe, in unseren Partnerschaften leiden, haben wir kein Bewusstsein über das, was zwischen uns Liebenden passiert. Wir haben unbewusste Erwartungen an den anderen. Der andere soll uns geben, was wir brauchen. Aber wir sagen es ihm oder ihr nicht, weil wir es ihm schon so oft gesagt haben. Oder wir wissen selbst nicht so genau, was wir wirklich brauchen, gehen aber davon aus, dass unser Gegenüber es spüren müsste.
Autor: Ulrich Schaffer
Gedichte über Demenz, die Demenz des Partners und über den Umgang mit diesem Zustand, diesem Erlebnis? Ist das angebracht? Ich habe es mir überlegt und mir dann gesagt, dass meine Gedichte schon seit Jahrzehnten von dem handeln, was mich in meinem Leben betrifft, was mich also besonders angeht. Die Demenz meiner Frau ging mir sehr nahe und ich bin oft 24 Stunden am Tag damit in Berührung gekommen. Darum sah ich keinen Grund, nicht auch Gedichte über ihre Demenz zu schreiben. Es war nicht alles in meinem Leben, aber sehr viel. Viele meiner Entscheidungen mussten den Zustand meiner Frau berücksichtigen. Ich konnte nicht einfach das Haus verlassen, nicht tun, was ich gerne wollte, ohne zumindest dafür zu sorgen, dass zuhause alles gut weitergeht.
Aber ich war mit unserem Schicksal nicht allein. Unsere Freunde in Vancouver und hier in Gibsons an der Sunshine Coast von British Columbia in Kanada haben uns begleitet. Auch unsere Freunde in Europa waren für uns da und wir haben in regem Kontakt mit ihnen gelebt, auch per Videokonferenz und Zoom. Diese Kontakte hielten die Welt auch für Waltraud offen. Sie war nicht eingeschlossen in ihrem Zustand.
Autor: Richard C. Schwartz
Mit dem Modell des inneren Familiensystems (IFS) Trauma heilen und zur Ganzheit zurückfinden
Als Psychotherapeut habe ich mit vielen Menschen gearbeitet, die zu mir kamen, nachdem ihr Leben kurz zuvor regelrecht zusammengebrochen war. Alles war bestens gelaufen, bis unvermutet ein Herzinfarkt, eine Scheidung oder der Tod eines Kindes auf den Plan traten. Ohne dieses erschütternde Ereignis wären sie nie auf die Idee gekommen, eine Therapie zu machen, denn sie hatten sich erfolgreich gefühlt. Nachdem so etwas passiert ist, hat man nicht mehr dasselbe Maß an Antrieb und Entschlossenheit. Frühere Ziele wie ein großes Haus oder Anerkennung durch andere verlieren ihre Bedeutung. Man fühlt sich auf ungewohnte, beängstigende Weise haltlos und verletzlich. Außerdem ergibt sich eine neue Offenheit. Durch die Risse im Schutzpanzer kann etwas Licht dringen.
Ein solches Ereignis mag wie ein Weckruf wirken, wenn ich den Betroffenen helfen kann, die angestrengten, materialistischen und konkurrenzorientierten Teile, von denen ihr Leben bisher beherrscht wurde, davon abzuhalten, die Dominanz wiederzuerlangen. Dann können diese Menschen erforschen, was sonst noch in ihrem Innern vorhanden ist. Dabei finden sie in der Regel Zugang zu dem, was ich als das Selbst bezeichne. Es ist ein Wesenskern aus Ruhe, Klarheit, Mitgefühl und Verbundenheit. Aus ihm heraus können sie jenen Teilen von sich zuhören, die von dominanteren Teilen in die Verbannung geschickt wurden. Wenn sie feststellen, dass sie einfache Freuden lieben – den Aufenthalt in der Natur, Lesen, kreative Tätigkeiten, ihren Freundeskreis, die Nähe zu Partnerin, Partner oder Kindern, die Unterstützung anderer Menschen –, dann entscheiden sie sich oft, ihr Leben so zu ändern, dass Raum für ihr Selbst und die neu entdeckten Teile in ihnen entsteht.
Es ist kein Zufall, dass solche Menschen und wir alle von angestrengten, materialistischen und konkurrenzorientierten Teilen beherrscht werden. Schließlich ist das genau die Einstellung, die in den meisten Ländern der Erde dominiert, besonders in meiner Heimat, den Vereinigten Staaten. Wenn meine Klientinnen und Klienten im Klammergriff solcher Teile sind, achten sie kaum auf den Schaden, den sie ihrer Gesundheit und ihren Beziehungen zufügen. In ähnlicher Weise nehmen von grenzenlosem Wachstum besessene Länder kaum Rücksicht auf die Wirkung, die ihr Verhalten auf die Mehrheit ihrer Bevölkerung, das Klima und die ganze Erde hat.
Solche blinden Bestrebungen – von einzelnen Menschen oder ganzen Ländern – führen normalerweise zu irgendeiner Art Zusammenbruch. Während ich dies schreibe, befinden wir uns inmitten der Covid-19-Pandemie. Sie hat das Potenzial, der Weckruf zu sein, den wir brauchen, um später nicht Schlimmeres zu erleiden, aber es bleibt abzuwarten, ob die Politik diese schmerzhafte Pause nutzen wird, der Mehrheit der Bevölkerung zuzuhören und zu lernen, mit anderen Ländern zu kooperieren, statt zu konkurrieren. Ob wir uns wohl national und international so ändern können, wie es meinen Klientinnen und Klienten oft gelingt?
Von Natur aus gut
Die nötigen Veränderungen werden wir nicht ohne ein neues Modell des Denkens zustande bringen. Dazu schreibt der Ökologe Daniel Christian Wahl:
»Die Menschheit wird erwachsen und braucht eine ›neue Geschichte‹, die kraftvoll und bedeutungsvoll genug ist, eine globale Zusammenarbeit in Bewegung zu setzen und eine kollektive Reaktion auf die parallelen herbeizuführen [...] In dem fundamental vernetzten und von gegenseitiger Abhängigkeit geprägten Planetensystem, zu dem wir gehören, sorgen wir dann am besten für uns und uns nahestehende Menschen, indem wir uns mehr um den Nutzen für das Kollektiv (allen Lebens) kümmern. Sinnbildlich ausgedrückt, sitzen wir alle im selben Boot, unserem planetaren Lebenserhaltungssystem, das Buckminster Fuller als ›Raumschiff Erde‹ bezeichnete. Ein Denken im Sinne von ›die anderen gegen uns‹, das die Politik zwischen Nationen, Unternehmen und Menschen allzu lange beherrscht hat, ist zutiefst anachronistisch.«
Der frühere amerikanische Präsident Jimmy Carter ist derselben Meinung: »Was wir jetzt mehr denn je brauchen, ist eine politische Führung, die uns von der Angst wegsteuert und mehr Vertrauen in das angeborene Wohlwollen und den Erfindungsreichtum der Menschheit fördert.« So, wie es momentan steht, können unsere Politiker das allerdings nicht tun, denn die gängige Denkweise hebt die dunklen Aspekte der Menschheit hervor. Deshalb brauchen wir ein neues Paradigma, welches überzeugend darstellt, dass die Menschheit von Grund auf gut und untrennbar miteinander verflochten ist. Mit einem solchen Verständnis können wir endlich den Schritt von einer ego-, familien- und ethnozentrischen Haltung hin zu einer spezies-, bio- und planetenzentrischen Haltung tun.
Leicht wird diese Veränderung nicht sein, denn allzu viele unserer zentralen Institutionen basieren auf der dunklen Perspektive. Ein Beispiel ist der Neoliberalismus, die ökonomische Philosophie von Milton Friedman. Sie bildet die Basis des ruinösen Kapitalismus, der seit den Tagen von Ronald Reagan und Margaret Thatcher viele Länder beherrscht, darunter die Vereinigten Staaten. Der Neoliberalismus geht von der Annahme aus, dass der Mensch von Grund auf eigennützig ist, weshalb alle in einer Welt, in der nur die Tüchtigsten überleben, für sich selbst sorgen sollen. Die Regierung soll sich zurückhalten, damit die Tüchtigsten uns helfen können, nicht nur zu überleben, sondern auch zu gedeihen. Diese ökonomische Philosophie hat sowohl zu gewaltiger Ungleichheit geführt als auch zu der Vereinzelung und Polarisierung unter den Menschen, die heute so dramatisch sichtbar wird. Daher ist die Zeit reif für einen neuen Blick auf die menschliche Natur, die den Geist der Zusammenarbeit und Fürsorglichkeit freisetzt, der in unserem Herzen wohnt.
Das Versprechen von IFS
Ich weiß, es klingt vollmundig, aber dieses Buch bietet ein belebendes, von praktischen Anwendungsmöglichkeiten begleitetes Paradigma, mit dem die nötigen Veränderungen erreicht werden können. Es ist voller Übungen, die meine radikal positive Ansicht über den menschlichen Geist bestätigen werden. Dadurch können Sie selbst entsprechende Erfahrungen machen (statt mir einfach Glauben zu schenken). Ich arbeite nun schon fast vier Jahrzehnte an IFS, dem System der Inneren Familie. Es war eine lange, faszinierende und – wie in diesem Buch deutlich werden wird – spirituelle Reise, von der ich Ihnen erzählen will. Sie hat meine Ansichten über mich selbst, über andere, über das Gute im Menschen und darüber, wie viel Wandel möglich ist, entscheidend verändert. Im Lauf der Zeit hat auch IFS sich verändert. Von einer reinen Psychotherapie ist es zu einer Art spiritueller Praxis geworden, auch wenn man sich nicht als spirituell bezeichnen muss, um es zu praktizieren. Im Kern ist IFS ein liebevoller Umgang mit dem Inneren (also mit den eigenen Teilen) und der Außenwelt (den Menschen in unserem Leben), weshalb es in diesem Sinne auch eine Lebenspraxis ist.
Es ist etwas, was Sie täglich in jedem Moment tun können – zu jeder beliebigen Zeit, allein oder im Umgang mit anderen. An diesem Punkt meldet sich womöglich ein Teil von Ihnen, der skeptisch ist. Für die Einleitung eines Buchs waren das schließlich eine Menge Versprechen. Ich bitte daher nur darum, dass Ihr kritischer Teil Ihnen genügend inneren Raum lässt, sich eine Weile mit den hier vorgestellten Ideen zu beschäftigen und dabei auch einige von den Übungen auszuprobieren. Nach meiner Erfahrung ist es schwer, an das Versprechen von IFS zu glauben, bis man sich tatsächlich an die Arbeit macht.
Wir sind alle multipel veranlagt
Wir sind allesamt in einem Glaubenssystem aufgewachsen, das als eingleisig bezeichnet werden kann. Es ist die Vorstellung, wir hätten einen einheitlichen Geist, aus dem verschiedene Gedanken, Emotionen, Impulse und Bedürfnisse kämen. An dieses Paradigma glaubte auch ich, bis ich in meiner therapeutischen Praxis auf Menschen stieß, die mich etwas anderes lehrten. Weil die Idee von einem einheitlichen Geist in unserer Kultur allgemein vorausgesetzt wird, zweifeln wir eigentlich nie daran, ob es sich wirklich um die Wahrheit handelt. Deshalb möchte ich Ihnen vorschlagen, einen Blick – einen zweiten Blick – darauf zu werfen, wer Sie wirklich sind. Konkret lade ich Sie ein, das Paradigma der Vielfalt auszuprobieren, von dem IFS ausgeht, und die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass Sie wie alle anderen Menschen eine multiple Persönlichkeit haben. Was eine gute Sache ist.
Natürlich will ich damit nicht sagen, Sie hätten eine multiple Persönlichkeitsstörung (die heute als »dissoziative Persönlichkeitsstörung« bezeichnet wird). Allerdings glaube ich, dass Menschen mit dieser Diagnose sich gar nicht so sehr von allen anderen unterscheiden. Was bei diesen Personen als »Alters« bezeichnet wird, ist dasselbe, was wir in IFS »Teile« nennen, und sie existieren in uns allen. Der einzige Unterschied besteht darin, dass Menschen mit einer dissoziativen Persönlichkeitsstörung meist furchtbare traumatische Erlebnisse hinter sich haben, durch die ihr Teile-System mehr als üblich auseinandergesprengt wurde. Daher hebt sich jeder Teil deutlicher heraus und ist stärker mit den anderen polarisiert und von ihnen getrennt.
Anders ausgedrückt, werden wir alle mit vielen Unterpersönlichkeiten geboren, die in unserem Innern unablässig interagieren. Das ist genau das, was wir im Allgemeinen als »Denken« bezeichnen, denn die Teile sprechen ständig miteinander und mit uns, zum Beispiel über das, was wir tun müssten, über die beste Vorgehensweise und so weiter. Erinnern Sie sich doch daran, wie Sie einmal vor einer schwierigen Entscheidung standen. Wahrscheinlich haben Sie dann einen Teil sagen hören: »Pack’s an!«, während ein anderer warnte: »Lass bloß die Finger davon!« Weil wir meinen, es würde sich in einem solchen Fall nur darum handeln, dass wir zwiespältige Gedanken haben, achten wir nicht auf die inneren Akteure, die hinter der Debatte stehen. IFS hilft Ihnen dabei, diese Akteure nicht nur wahrzunehmen, sondern auch aktiv die innere Führung zu übernehmen, die Ihr Teile-System braucht.
Textauszug mit freundlicher Genehmigung des Arbor Verlages.
Richard C. Schwartz: Kein Teil von mir ist schlecht
276 S., 26 €
Autorin: Sabine Tewes
Was hat meine Depression mit meiner Oma und dem Krieg zu tun?
Die Praxen der Psychotherapeuten sind voll. Es gibt lange Wartezeiten. Die Patienten? Oft Menschen, die von außen betrachtet alles haben, was man sich wünschen kann. Einen interessanten Beruf, eine gute Beziehung, nette Kinder. Ein schönes Zuhause, Freunde, genug Geld, um in den Urlaub fahren zu können. „Eigentlich habe ich alles und doch bin ich nicht glücklich. Oft fühle ich eine unerklärliche Schwere, manchmal ist alles wie in grauen Nebel gehüllt, und sehr oft weiß ich gar nicht, wie ich mich fühle. Es fällt mir schwer, das, was ich fühle, in Worte zu fassen und ich stelle mich und meine Gefühle und Bedürfnisse oft in Frage. Ich fühle mich schlecht, weil es mir nicht besser geht. Ich müsste doch dankbar sein für all das, was ich habe, und trotzdem bin ich unzufrieden oder sogar depressiv. Ich verstehe mich selber nicht. Was ist nur los mit mir? “
Diese Sätze höre ich so oft von meinen Patienten. Und ich höre sie vor allem von Menschen der Jahrgänge 1955-1975.
Wir machen uns dann auf die Suche nach Auslösern oder Ursachen für diese depressive Verstimmung. Oft finden wir im aktuellen Leben keine Anhaltspunkte. Wenn wir dann einen Schritt weiter gehen und in die Biographie der Kindheit einsteigen, finden sich bei vielen dieser Menschen Parallelen. Sie berichten, materiell eine gute Kindheit gehabt zu haben. Sie haben in einem schönen Haus gelebt, hatten ein eigenes Zimmer, haben ein Musikinstrument lernen dürfen. Eigentlich sei alles in Ordnung gewesen. Hinterfragt man das „eigentlich“, erfährt man folgendes: „Eigentlich habe ich überhaupt keine emotionale Verbindung zu meinen Eltern. Ich weiß gar nicht, wer meine Eltern sind. Über Gefühle wurde nie gesprochen und wenn ich emotional wurde, habe ich oft den Satz gehört: ´Geh auf dein Zimmer und komm erst wieder, wenn du dich beruhigt hast.´ Irgendwie haben sich meine Eltern nie wirklich für mich interessiert. Ich habe mich nie von ihnen gesehen gefühlt.“
Was ist da passiert?
Was viele von uns nicht präsent haben ist die Tatsache, dass wir bei Eltern aufgewachsen sind, die den Krieg erlebt haben. Den 2. Weltkrieg. Wenn meine Eltern zwischen 1925 und 1945 geboren wurden, sind sie das, was wir heute Kriegskinder nennen. Diese haben im Krieg oft Traumata erlebt. Bombenangriffe, Nächte in Luftschutzkellern, Flucht oder Vertreibung, Hunger.
Was bedeutet Trauma eigentlich? Ein Trauma ist ein lebensbedrohliches Ereignis, dem ich hilflos und ohnmächtig ausgeliefert bin. Das ist eine Situation, die eigentlich für den Mensch nicht zu überleben ist.
Um ein Trauma zu überleben, hat die menschliche Psyche allerdings einen wunderbaren Abwehrmechanismus zur Verfügung: Abspaltung. Gefühle, die in dem Moment des eigentlichen Traumas hätten gefühlt werden müssen, werden abgespalten. Ebenso Bedürfnisse, die in dem Moment da gewesen sind. Nur durch die Abspaltung von Gefühlen und Bedürfnissen ist das Überleben möglich. Was zunächst eine sinnvolle Überlebensstrategie war, wird später dann aber zum Problem. Denn die Verbindung zu den eigenen Gefühlen bleibt oft ein Leben schwierig.
Und das beeinflusst natürlich auch den Umgang mit den eigenen Kindern.
Diese wachsen dann - ohne es zu wissen - mit durch den Krieg traumatisierten Eltern auf. Das bedeutet oft, dass die Eltern emotional nicht so schwingungsfähig mit ihnen umgegangen sind, wie sie es als Kind gebraucht hätten. Ein Kind braucht Eltern, die die kindlichen Gefühle wahrnehmen, diese widerspiegeln und dann mit ihm aushalten, damit das Kind lernt: Das, was ich fühle, ist okay und mit mir ist alles in Ordnung. Wenn allerdings Kinder in ihrer Emotionalität eher ignoriert und abgelehnt werden oder bestimmte Gefühlsausbrüche gar mit Liebesentzug bestraft werden, hat das Kind keine Möglichkeit, seinen eigenen Gefühlen zu vertrauen. Das führt oft dazu, dass diese Kinder auch als Erwachsene sich ihrer eigenen Gefühle und Bedürfnisse nicht sicher sind. Sie fühlen etwas, stellen das aber gleichzeitig wieder in Frage. Sie vertrauen nicht ihrer Intuition und das verunsichert. Somit entsteht oft dieses diffuse Lebensgefühl von Unsicherheit und „mit mir stimmt etwas nicht“, was wir häufig in dieser Generation der sogenannten Kriegsenkel finden.
Wir wissen heute, dass es eine transgenerationale Weitergabe von Kriegstraumata gibt. Das heißt, auch wenn wir selbst den Krieg nicht erlebt haben, kann es gut sein, dass wir gewisse Traumafolgen unserer Vorfahren in uns tragen, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Möglich wäre beispielsweise, dass wir einen Teil der Trauer und Schwere in uns tragen, die eigentlich zu unserer Großmutter gehört. Die vielleicht eine Flucht erlebt hat, dabei ein Kind verloren hat oder deren Ehemann im Krieg gefallen ist. Was immer diese Oma an Trauma erlebt hat- um zu überleben musste sie ihren Schmerz abspalten, damit sie weiterhin stark sein konnte für ihre Kinder. Dieser Schmerz bleibt aber im Familiensystem gespeichert, und es kann sein, dass wir, die Kriegsenkel, zwei Generationen später ihn nun stellvertretend fühlen. Ohne natürlich zu wissen, woher er kommt.
Wann immer wir etwas fühlen, was wir nicht einordnen können und was scheinbar in unserem Leben so gar keinen Sinn macht, kann es hilfreich sein zu schauen: Gibt es jemanden in meinem Familiensystem - oft zwei Generationen vorher - für den dieses Gefühl Sinn gemacht hätte?
Viele Symptome unserer heutigen Zeit, mit der Menschen vor allem aus der Kriegsenkelgeneration zum Therapeuten kommen, lassen sich bei genauem Hinsehen als sogenannte vererbte oder übernommene Gefühle identifizieren. Es ist für den Verstand schwer vorstellbar, aber wir erben eben nicht nur bestimmte körperliche Merkmale oder Charaktereigenschaften von unseren Vorfahren, sondern auch Gefühle, die diese als Traumafolge nicht ausreichend verarbeitet haben. Mittlerweile erforscht und belegt auch die Neurowissenschaft diese epigenetischen Veränderungen im Erbgut.
Gerade die depressiven Symptome, die ja leider zunehmen, lassen sich oft mit dem Schicksal unserer Vorfahren in Verbindung bringen. Wenn wir Depression mit fehlender Lebensfreude übersetzen, dann lassen sich in jeder Familie Vorfahren finden, die durch die Kriegsereignisse allen Grund hatten, ihre Lebensfreude zu verlieren.
Auch ein auffallend ablehnendes und abwertendes Verhalten Männern gegenüber, das wir manchmal bei Frauen in der heutigen Zeit finden, die selber nie schlechte Erfahrungen gemacht haben, kann einen transgenerationalen Ursprung haben. Hier findet sich beim Nachforschen im Familiensystem oft eine Großmutter, die im Krieg Gewalt durch Soldaten erlebt hat.
Oder ein außergewöhnlich starkes Heimweh bei Kindern während einer Klassenfahrt. Hier finden sich oft Kriegskinder in der Familiengeschichte, die während einer mehrmonatigen Kinderlandverschickung natürlich unter existentiellem Heimweh gelitten haben.
Ich kann nur jedem aus der Kriegsenkelgeneration (das sind ungefähr die Jahrgänge 1955-1975) Mut machen, erst einmal alle Gefühle bei sich ernst zu nehmen. Wenn wir allerdings keinen plausiblen Grund oder Auslöser dafür in unserem eigenen Leben finden, lohnt sich die Frage: Für wen in meinem Familiensystem hätte dieses Gefühl damals Sinn gemacht?
Es ist gut und wichtig, die Gefühle, die nicht zu mir gehören, zu erkennen und von meinen eigenen zu unterscheiden.
Die Folgen dieser transgenerationalen Weitergabe von Kriegsereignissen sind sehr vielschichtig und nicht leicht bei sich selber zu erkennen. Um diese besser zu verstehen, biete ich in meiner Praxis gerne eine Familienaufstellung an. Hier kann man schauen, zu wem das Symptom oder die Gefühle wirklich gehören. Und dann zeigt sich vielleicht, dass meine Depression eigentlich zu meiner Oma gehört, die im Krieg so vieles verloren hat. Dann sehe und fühle ich vielleicht zum ersten Mal ihr Schicksal. Und dann kann ich zu ihr sagen: „Liebe Oma, jetzt sehe ich dein Schicksal und verneige mich davor. Und ich lasse es ganz bei dir. Denn da gehört es hin. Zu dir und deiner Würde, und die lasse ich dir. Ich bin nur deine Enkelin.“ Dies wäre zum Beispiel ein schöner Lösungssatz, um frei zu werden von den übernommenen Gefühlen der Oma und somit frei für das eigene Leben.
In jedem Fall macht es Sinn, sich mit der eigenen Familiengeschichte ein bisschen zu beschäftigen. Einfach mal zu schauen: Wie alt waren meine Eltern oder Großeltern eigentlich im Krieg? Wo haben sie gelebt? Was haben sie erlebt? Einiges wissen wir vielleicht, aber vieles auch nicht. Dann macht es Sinn nachzufragen. Vielleicht leben die Eltern noch - oder aber eine Tante oder ein Onkel. Je mehr ich über meine eigene Familiengeschichte in den Kriegsjahren weiß, je mehr über diese Zeit also gesprochen wird, umso weniger ist es nötig, dass die unverarbeiteten Traumata, die „unerhörten“ Ereignisse, Spuren bei den nachfolgenden Generationen hinterlassen.
Wenn dieses Thema mit Ihnen in Resonanz geht und Sie sich intensiver damit auseinandersetzen möchten, kann ich Ihnen den Verein Kriegsenkel e. V. empfehlen. Unter www.kriegsenkel.de finden Sie viele hilfreiche Buchempfehlungen und Hilfsangebote zu diesem Thema.
Sabine Tewes ist Ärztin und Familientherapeutin und seit 2003 in eigener Praxis in Oldenburg tätig.
Termine zu Familienaufstellungs-Seminaren und Vorträgen finden Sie unter
www.familientherapie-oldenburg.de . Tel. 0441-2339502, sabine.tewes@web.de
Autorin: Verena Kast
Vertrauen und Misstrauen als Grundhaltungen
Manchen Menschen vertrauen wir einfach, anderen misstrauen wir – oder wir versuchen, das anfängliche Misstrauen zu überwinden. Wir vertrauen auch der Technik, unseren Regierungen, unseren Medikamenten – oder eben: wir misstrauen. Manchmal sind wir zu vertrauensvoll, und dann werden wir mit einer unschönen Realität konfrontiert, manchmal sind wir zu misstrauisch und spüren, wie wir auf uns selbst zurückgeworfen werden, aus unseren normalen vertrauensvollen Verbindungen, die wir sonst mit Menschen haben, herausfallen, uns unsicher fühlen, bedroht – nicht mehr aufgehoben.
Vertrauen und Misstrauen sind Grundhaltungen von uns Menschen – in den vielfältigen Beziehungen und Bezügen, in denen wir leben. Sie regeln unsere Beziehungen untereinander, und letztlich haben
sie einen großen Einfluss darauf, ob wir glauben, anstehende Probleme, im Privaten, aber auch im öffentlichen Raum, lösen zu können – miteinander. Sie bestimmen darüber, wie wir die Zukunft
antizipieren.
Autor: Oliver Dierssen
Interview: Julia Meyn für den mosaik Verlag
Wer ist Oliver Dierssen?
Ich bin niedergelassener Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie mit dem Arbeitsschwerpunkt Eltern-Kind-Interaktionsstörungen. Das Thema beschäftigt mich seit vielen Jahren. Beinahe bei allen seelischen Belastungen von Kindern und Jugendlichen zeigt sich auch eine Belastung der Eltern-Kind-Beziehung.
In der Einleitung zu Ihrem Buch schreiben Sie, Sie hätten nie erwartet, ein Buch über Eltern-Kind-Beziehungen zu schreiben, die von Unverständnis, Fremdheit und Abstand geprägt sind. Wie kam es, dass Sie ein solches Buch nun doch geschrieben haben?
In den wegweisenden aktuellen Elternratgebern stehen Bindung und Beziehung ganz im Mittelpunkt. Und das auch zu Recht: Bindungsorientierte Erziehung macht Kinder stark. Zu wenig geschrieben und auch gesprochen wird mir darüber, was passiert, wenn die Beziehung nicht gut gelingt. Über dieses Thema wird zu oft geschwiegen, dabei ist es hochbelastend: Was tue ich, wenn ich mit meinem Kind nicht richtig warm werde, wenn wir uns fremd bleiben und trotz aller Mühen einfach nicht verstehen?
Autor: Ulrich Hoffmann
Der Zeitgeist lässt uns glauben, wir sollten jederzeit alles unter Kontrolle haben. Und wenn das nicht gelingt, wäre es unsere Schuld. Psychologen sagen, das ist der sicherste Weg in Burnout oder Depression. Denn vieles lässt sich einfach nicht kontrollieren. Andererseits steigert es unsere Lebenszufriedenheit enorm, wenn wir eine möglichst umfangreiche Selbstwirksamkeit entfalten. Deshalb ist es wichtig zu erkennen, was wir beeinflussen können und was nicht. Und herauszufinden, wie wir mit dieser Kränkung unserer Allmachtsfantasie besser klarkommen. Vielleicht kennen Sie das sogenannte »Gelassenheitsgebet«: »Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.« Da nickt doch eigentlich jede*r. Denn dagegen ist wenig einzuwenden. Aber woher nun die Gelassenheit, den Mut und die Weisheit nehmen, wenn Gott noch nicht geliefert hat? (…) Das »Gelassenheitsgebet« wird oft im Rahmen von 12-Schritt-Programmen wie bei den Anonymen Alkoholikern genutzt. Weil es die Erkenntnis auf den Punkt bringt, dass wir auf manche Dinge Einfluss haben und auf andere nicht. Und dass dagegen weder Alkohol noch andere Drogen, Sex, Shopping, TV oder Essen helfen. Wer sich im Alltag ständig an den unbeeinflussbaren Dingen die Zähne ausbeißt, braucht früher oder später Hilfe. (…)
Autor: Daniel Siegel
In der ersten Woche dieses Programms legen wir das Fundament für die Praxis des Bewusstseinsrades, und zwar, indem wir uns auf den wichtigsten Baustein konzentrieren. Wir lernen, mithilfe des Atems unsere Aufmerksamkeit zu stabilisieren.
Bewusstes Atmen schafft eine gewisse innerliche Kohärenz, was wahrscheinlich an der Struktur der Wiederholung von Inhalation und Exhalation, Einatmen und Ausatmen liegt. Es ist tief befriedigend und erdend, etwas zu erwarten, was dann geschieht, so wie es beim Atmen der Fall ist. Es kann dem Leben eine gewisse Zuverlässigkeit und Berechenbarkeit verleihen. Für viele ist es so, dass eine solche Fokussierung auf den Atem eine Kohärenz schafft, und zwar nicht nur durch physiologische Ausgeglichenheit in der Herzregion, sondern auch durch die geistige Klarheit, die lange über die reine Übungsphase hinaus anhalten kann.
Diese Übung – sich auf den Atem zu fokussieren und zu ihm zurückzukommen, wenn der Geist abschweift – kann für die Entwicklung Ihrer Meditationspraxis das beste Werkzeug sein und ein Geschenk, das Sie im täglichen Leben immer wieder beglückt. Denn, kaum zu glauben: Wir atmen ja immer!
Autorin: Tita Kern
Wir alle haben ein mehr oder weniger deutliches Bild davon, wie wir uns das Leben vorstellen, wie wir selbst sein möchten und was wir uns für unsere Kinder wünschen. Ein Bild, dem wir – das ist ganz normal – im Laufe unseres Lebens immer wieder einmal mehr, ein anderes Mal weniger nahekommen. Nach Schicksalsschlägen oder in Lebenskrisen jedoch kann es manchmal in so weite Ferne rücken, dass wir eine ganz neue Sicht auf uns und die Welt lernen müssen. Dann geht es darum, unter veränderten Vorzeichen weiterzugehen und uns anzupassen an das, was nun ist, selbst wenn wir es so nie gewollt haben.
Wie gelingt es Menschen in stürmischen Zeiten, einen so festen Stand zu erlangen und sich so flexibel auf die Anforderungen der Krise einzustellen, dass sie durchstehen, was das Leben ihnen abverlangt? Oder dass sie sogar gestärkt, mit neuen Erkenntnissen oder tieferen Beziehungen daraus hervorgehen? Die Antworten auf diese Fragen sind vielschichtig und bilden die Basis für das Bild des inneren Kompasses, das sich als roter Faden durch dieses Buch ziehen wird. Es soll nicht nur verdeutlichen, wie innere Stabilität und Flexibilität entstehen, sondern auch, was wir selbst dazu beitragen können. (…)
Autorin: Christina Feirer
Unser Belohnungszentrum und das Dopamin
Unser Gehirn und unser Körper sind faszinierend. Joachim Bauer, ein deutscher Neurowissenschaftler, Facharzt und Psychotherapeut, schildert, dass aus neurobiologischer Sicht Menschen nach zwischenmenschlicher Anerkennung, Wertschätzung, Zuwendung und Zuneigung streben. In seinem Buch Prinzip Menschlichkeit geht er sogar noch einen Schritt weiter mit der Behauptung, dass uns Menschen nichts so sehr motiviert, wie von anderen gesehen zu werden oder Anerkennung, Zuwendung und Liebe zu erfahren. Unbewusst wollen wir als Person gesehen werden. Unser Gehirn verfolgt demnach mit jedem Ziel im Alltag den tieferliegenden Sinn, wahrgenommen zu werden. Genau diese Behauptung unterstreicht den Instinkt des Dazugehörens und unterstützt, dass dieser Instinkt tief in uns verankert ist.
Autorin: Kristina Simons
Anderen zu helfen, erfüllt uns mit Zufriedenheit. Denn Wohltaten lösen ganz unmittelbar Glücksgefühle aus, langfristig geben sie uns Anerkennung und Sinn. Der Zusammenhang ist sogar messbar. Höchste Zeit also, anderen – und auch sich selbst – Gutes zu tun.
Geben ist seliger denn Nehmen, heißt es schon im Neuen Testament. Doch es macht nicht nur seliger, sondern auch glücklicher. Wer sich anderen gegenüber großzügig verhält, gastfreundlich ist, Geld spendet oder jemandem Zeit und ein offenes Ohr schenkt, weiß um das gute Gefühl, das dabei entstehen kann – selbst wenn nicht unmittelbar ein Dankeschön oder ein Lächeln folgt. „Warm glow effect“ nannte der Wissenschaftler James Andreoni Ende der 1980er-Jahre dieses wohlige Gefühl, das Menschen nach einer guten Tat empfinden.
Autorin: Doris Iding
Leider sind es primär die schmerzvollen Situationen, die uns reifer werden lassen. Sie bringen uns an unsere Grenzen, machen uns demütig und öffnen so unser Herz. Auch wenn die Lektionen noch so qualvoll sind, brauchen wir sie, um mit uns selbst in Kontakt zu kommen. Mit etwas, was größer ist als unser kleines Ich. Nach solchen Erfahrungen können alte Verletzungen häufig an Bedeutung verlieren. Das passiert dann, wenn wir die Lektion verstehen, die uns das Leben, unser Meister, damit geschickt hat. Durch eine solche Erfahrung können wir einen Perspektivenwechsel vornehmen und betrachten uns nicht länger als Opfer eines schlechten Umstands, einer falschen Arbeit, eines egoistischen Kollegen oder einer rachsüchtigen Partnerin. Wir lernen, dass solche Erfahrungen zum Weg gehören. Und im Nachhinein sind wir häufig sogar dankbar dafür und können dem Leben mit tieferer Offenheit, mehr Vertrauen und Neugierde begegnen. Wir gehen gestärkt aus den Erfahrungen hervor und schauen dem Leben gelassener entgegen. Wir fühlen uns nicht länger vom Leben betrogen, sondern erkennen, dass wir selbst mehr und mehr zu Meistern werden.
Aber bei einem bleibt Vorsicht geboten: bei unserem inneren Kritiker. Solange wir mit seinen Augen auf unser Leben, auf unsere Lektionen und auf unsere daraus gewonnenen Erkenntnisse schauen, haben wir das Gefühl, dass mit uns etwas nicht stimmt und wir etwas falsch machen. Selbst dann, wenn Außenstehende uns versichern, dass wir eine Krise mit Bravour gemeistert haben, kann unser innerer Kritiker versuchen, uns weiterhin das Gefühl zu vermitteln, dass wir es hätten besser machen können. Er gibt uns immer wieder das Gefühl, dass etwas an uns zu bemängeln ist. Seine harten Urteile verstellen den Blick auf das, was uns auszeichnet und wer wir im tiefsten Innern sind.
Wenn wir an den Erfahrungen reifen, können wir diese veralteten Zuschreibungen loslassen. Wir erkennen, dass wir nicht das sind, was der innere Kritiker in uns sieht. Wir realisieren, dass wir nicht die Geschichten sind, die er uns über uns erzählen will. Und wir entwickeln mit jeder neuen Lektion Bewusstsein dafür, dass wir selbst entscheiden können, ob wir uns unserem inneren Kritiker zuwenden oder ob wir lieber auf unser Herz hören, das uns bedingungslos liebt.
Aber selbst dann, wenn Sie und ich die besten Absichten haben, werden wir dem inneren Kritiker immer wieder begegnen. Sie werden immer wieder bemerken, dass es viel Achtsamkeit, viel Selbstmitgefühl, viel Geduld, viel Zuversicht, viel Selbstliebe, viel Mitgefühl und einen starken Willen braucht, um das eigene Herz nicht aus dem Auge zu verlieren. Deshalb ist es wichtig, ein spielerisches Verhältnis zum Leben als Ihrem Lehrmeister zu gewinnen. Absichtsvoll und nachsichtig zugleich. Geduld, Achtsamkeit, Selbstmitgefühl und Klarheit sind Eigenschaften des Herzens. Diese Qualitäten wohnen jedem Menschen inne, aber wir haben sie vergessen, und so ist es an uns, sie mit jeder Lektion, die das Leben uns schenkt, wieder hervorzuholen und weiterzuentwickeln.
Geduld ist eine besonders wertvolle Eigenschaft. Sie stärkt unsere Zuversicht und Hoffnung und vermittelt uns, dass es sich lohnt, sich nicht länger als Opfer äußerer Umstände zu betrachten. Stattdessen können wir es als ein Privileg ansehen, vom Leben lernen zu dürfen. Unserer innerer Kritiker hingegen pflegt permanent Krieg zu führen: gegen uns und gegen die Dinge, wie sie sind. Leider ist er sehr resistent, und es reicht nicht, diesen Krieg mit ihm einmal zu beenden. Wir müssen es immer wieder tun. Er wird nicht müde, Zweifel, Verlangen, Verwirrung in unseren Geist zu streuen, und wir müssen immer wieder achtsam und offen sein, um dies mitzukriegen. Alle Lektionen, die das Leben, unser Meister, uns schenkt, sind Übungen, die uns dazu führen sollen, noch mehr Selbstmitgefühl, Herzenswäre, Geduld und Akzeptanz auf dem Weg zur inneren Freiheit zu entwickeln.
Das Leben als unser Meister ist ein strenger Lehrer. Erkenntnisse, die wir nicht selbst gemacht haben, werden uns nicht weiterbringen. Angelesenen, Übernommenes oder Antrainiertes sind wie Pech, das an unseren Flügeln klebt und uns daran hindert, selbstständig in die Freiheit zu fliegen. Das Leben möchte uns selbst zu Meistern machen. Es möchte, um mit den Worten Buddhas zu sprechen, dass wir den Buddha im Außen töten. Es will, dass wir uns selbst ein Licht werden. Keine leichte Übung, aber eine machbare (…), auf jeden Fall eine, die Sie stärker, weiter und weiser werden lässt.
Textauszug aus „Das Leben, mein Meister“ von Doris Iding, mit freundlicher Genehmigung des Lotos Verlages, siehe auch unter „Wortwelten“.
Herausgeber Achtsames Leben:
Buchhandlung Plaggenborg
Lindenstraße 35, 26123 Oldenburg
Tel. 0441-17543
Karl-Heinz & Ulrike Plaggenborg
Das Achtsame Leben erscheint drei Mal im Jahr:
am 15. April, 15. August und 15. Dezember.
Der Abgabe-Termin für Anzeigen für die
Ausgabe April - August 2025:
(erscheint zum 15. April 2025):
Marktplätze, Veranstaltungen, Ausbildungen, Praxis & Methoden:
spätestens 23. Februar 2025;
Wer macht was im Internet, Kleinanzeigen:
spätestens 23. Februar 2025;
fertige Formatanzeigen: spätestens 14. März 2025.