Autor: Manfred Folkers
"Wenn wir so weitermachen wie bisher, wird unsere Zivilisation zerstört werden."
Thich Nhat Hanh
Mit dem Satz ‘Wir müssen uns ehrlich machen‘ beginnt der Philosoph Thomas Metzinger sein Buch ‘Bewusstseinskultur - Spiritualität, intellektuelle Redlichkeit und die planetare Krise‘.
‘Ehrlich machen‘. Diese beiden Worte haben mich an ein Ereignis erinnert, das sich vor 43 Jahren zu einem Wendepunkt in meinem Leben entwickelte. Im Anschluss an einen Vortrag über ‘Ethik‘ im Dezember 1981 stellte ich die Frage: “Wenn ich mir sicher bin, dass sich die Menschheit in eine gefahrvolle Richtung entwickelt. Und wenn ich spüre, dass ich ständig dazu gedrängt werde, diese Irrfahrt mit meiner eigenen Lebenskraft zu unterstützen, frage ich mich: Was soll ich nun tun? Woran kann ich mein Handeln neu ausrichten?“
Die Antwort des Referenten - ‘weiter gehen‘ - interpretierte ich als Hinweis, dass es keinen Weg zurück geben darf ins alte Fahrwasser. Stattdessen setzte ich die schon begonnene Suche nach stimmigen Alternativen konsequenter fort.
Wichtige Hinweise fand ich während langer Reisen durch Süd- und Ostasien. Sie rückten menschliche Qualitäten in den Mittelpunkt, die ich später mit den Begriffen ‘Entschleunigung‘ und ‘Achtsamkeit‘ überschrieb. Das anschließende Trainieren der bewussten Atmung durch meditative Praktiken wie Taijiquan und Qigong führten nicht nur zur inneren Beruhigung, sondern auch zur Frage: “Womit beschäftigt sich mein Geist, wenn er zur Ruhe kommt?“
Die kurze Antwort “Er schaut genauer hin!“ weckte mein Interesse für den Buddha, der diese tiefe Analyse des Daseins bereits vor 2.500 Jahren vollzogen hat. Das Tor zur Buddha-Lehre öffnete mir Thich Nhat Hanh, als ich 1990 an einem Retreat in Plum Village teilnahm. Indem er Achtsamkeit und Meditation als säkulare Methoden behandelte, machte er sie für alle Menschen anwendbar.
Die Essenz der Buddha-Lehre zu begreifen gelang mir erst, als Thich Nhat Hanh in seinem Buch ‘Mit dem Herzen verstehen‘ die gängige Auffassung ‘Alles ist ohne eigenständiges Selbst‘ in Richtung Fülle drehte: ‘Leer von einem eigenständigen Selbst zu sein bedeutet, erfüllt zu sein von allem‘. Der vermeintliche Verlust eines ‘Selbst‘ entpuppte sich als eine Art Gewinn: das wissende Gefühl einer vollständigen Verbundenheit (‘Intersein‘).
Darüber hinaus nahmen mir diese Einsichten die bisherige Scheu vor einer spirituellen Betrachtung des Lebens. Diesen Zugang hat mir Thomas Metzinger mit der Feststellung noch weiter geöffnet, dass Spiritualität und Wissenschaft ‘aus einer gemeinsamen Wertvorstellung‘ entstehen, ‘bei der zwei Aspekte besonders ins Auge fallen: Erstens der unbedingte Wille zur Wahrheit ... zweitens das Ideal der absoluten Ehrlichkeit sich selbst gegenüber‘.
Ehrlichkeit und intellektuelle Redlichkeit - diese Merkmale einer ethisch ausgerichteten Weltanschauung fasse ich im Zusammenhang mit meiner Lebensfrage “Was soll ich nun tun?“ gern mit dem Wort ‘integer‘ zusammen.
Indem ‘integer sein‘ Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit enthält, weist es auf die Aufgabe hin, Widersprüche zu integrieren. Wenn ich mit dieser Einstellung abends in den Spiegel schaue, kann ich meine Unzulänglichkeiten leichter akzeptieren und am Folgetag versuchen, mich zu verbessern.
Diese Nähe des Wortes ‘integer‘ zum Begriff ‘Integration‘ ist bemerkenswert, denn sie erinnert an so erstrebenswerte Ziele wie Inklusion und Kooperation. Auch bei der Verwendung durch den Philosophen Jean Gebser im Konzept ‘Integrales Bewusstsein‘ zeigt sich ‘integer sein‘ als Gelegenheit, verschiedene Denkweisen in der eigenen Geisteshaltung zu vereinen.
‘Wir müssen uns ehrlich machen‘. In seinem Plädoyer für eine neuartige Bewusstseinskultur bezieht sich Thomas Metzinger vor allem auf die planetare Krise (‘Es sieht nicht gut aus‘). Dementsprechend enthält ‘integer bleiben‘ neben qualitativen auch diverse quantitative und vor allem ökologische Aspekte. Vor diesem Hintergrund habe ich mich sehr gefreut, als Thich Nhat Hanh im August 2014 während seines letzten Retreats in Waldbröl nochmals an die buddhistische Orientierung ‘Samtusta‘ erinnert hat: ‘Du hast genug‘.
Da die gegenwärtige planetare Krise durch menschliche Handlungen entstanden ist, kann sich jeder einzelne Mensch als Teil des Problems verstehen - mit der Erkenntnis, dass jeder und jede auch Teil der Lösung ist. Auf dieser Grundlage lässt sich der vom Buddha vorgeschlagene ‘Mittlere Weg‘ in einer vom Wachstumswahn beherrschten Gesellschaft als ‘Kultur des Genug‘ praktizieren.
Diese Geisteshaltung zu beherzigen ist nicht nur integer, sondern verwirklicht Intersein als Fundament einer enkeltauglichen Lebensweise.
Text von Manfred Folkers für das Gesprächsthema ‘Ehrlichkeit und Integrität‘ .
Fürchte dich weniger, hoffe mehr;
iss weniger, kaue mehr;
jammere weniger, atme mehr;
rede weniger, liebe mehr;
und alle guten Dinge werden dein sein.
aus: „Weisheiten aus Skandinavien“ Verlag Groh
Thomas Metzinger
„Bewusstseinskultur - Spiritualität, intellektuelle Redlichkeit und die planetare Krise“
208 S., Piper Vlg., 16 €
Siehe auch unter „Wortwelten“ S. 56.
Autor: Paramhansa Yogananda
Alles muss sich verändern
Die Bilder des Lebens müssen sich stetig verändern, um interessant zu sein. Wer will schon immer dieselben Komödien, dieselben alltäglichen Ereignisse, dieselben bitteren und zunehmend grauen Tragödien sehen? Wir alle wollen Abwechslung. Manche Menschen sind kaum in der Lage, sich zweimal denselben Film im Kino anzuschauen. Deshalb verändert der kosmische Regisseur des großen Lebensfilms immer wieder etwas, damit die Vorstellung interessant bleibt.
Tatsächlich kann man niemals zweimal an derselben Stelle dasselbe Wasser aus einem Bachlauf trinken. Man kann ein Ereignis nie zweimal auf genau dieselbe Weise erleben. Bäche fließen, Ereignisse verändern sich und wir sind jetzt schon nicht mehr genau der, der wir noch vor einer Minute waren, denn unsere Gedanken ändern sich und die Gesamtheit unserer Realität nimmt fortwährend andere Maße an.
Alles macht einen Prozess der Veränderung durch, der sich entweder günstig oder ungünstig auf den Gegenstand auswirkt, der sich verändert. Wenn ich ein Glas zu Boden werfe, ist die Veränderung beispielsweise nicht günstig, sondern ungünstig. Wenn ich das Glas dagegen poliere, es zum Glänzen bringe und seinen Rand von Bakterien befreie, tritt eine günstige Veränderung ein.
Wiederauferstehung meint jede günstige Veränderung, die bei einem Gegenstand oder einem Menschen eintritt. Du kannst deine alten Möbel in der Werkstatt eines Schreiners wiederauferstehen lassen. Du kannst dein Haus mithilfe eines Architekten wiederauferstehen lassen. Weil wir jedoch davon sprechen, den menschlichen Körper wiederauferstehen zu lassen, ist mit Wiederauferstehung jede Veränderung gemeint, die uns auf eine höhere Stufe erhebt. Du kannst nicht stehen bleiben. Du musst entweder vorwärts oder rückwärts gehen. Ist es nicht eine wunderbare, große Wahrheit, dass du in diesem Leben nicht stehen bleiben kannst, sondern Veränderungen akzeptieren musst, die entweder ungünstig oder günstig für dich sind?
Das kosmische Kino
Die Jungen, die Alten, der König, der Sklave, der berühmteste Mensch aller Zeiten, der Held jeder Nation, der angesehene Vater, die über alles geliebte Mutter, die Herzensfreunde, der freudige Liebende, der sanfte und treue Geliebte, der Hund, der Wal, der Vogel und die Lilie sind alle versammelt, um auf der Leinwand der Zeit ein neues Stück aufzuführen. Geschichte, Innenschau, Unsterblichkeit, Zeit, Raum, Äther, Erinnerung, Einsicht, Gott und seine für immer entschwundenen Heiligen sind das einzige Publikum in diesem kosmischen Kino.
Wir sind die Schauspieler. Sterne, Flüsse, Ozeane, Spiralnebel, der Schmelzofen der Sonne, Überschwemmungen, Wolkenbrüche, Blitz und Donner, gähnende Weiten, weiße Winter, blütengeschmückte Frühjahre, blättergedeckte Sommer, strömender Regen und dunkle Wolken: Sie alle stehen bereit und helfen uns, das Schauspiel von Leben und Tod, vom Kommen und Gehen, vom Erscheinen und Verschwinden und vielleicht auch vom Wiedererscheinen aufzuführen.
Hin und wieder wird uns ein Blick durch die Fenster der Geschichte auf den Schatz der zahllosen verborgenen Filmrollen aus der Urzeit, der Altsteinzeit, der Antike und der Neuzeit gewährt. Wir wissen, dass es nur ein kleines Stammpublikum derjenigen gibt, die niemals im kosmischen Kino gestorben sind. Millionen von menschlichen Schauspielern hatten in der Vergangenheit ihren Auftritt, haben ihre Rollen in Freude und Leid ebenso gespielt, wie wir es heute tun, und sind anschließend hinter dem Zwischenvorhang verschwunden.
Je nach den Wünschen des Produzenten namens Karma (früheres Handeln) erhält der Mensch in jedem Leben zahlreiche Gelegenheiten, eine Komödie, eine Tragödie oder das freudvolle Schauspiel des Lebens aufzuführen, bevor er diesen Film für immer verlassen muss. Ungeachtet des Phänomens der Reinkarnation lebt jeder Mensch nur einmal als eine bestimmte Person, weil er sich nicht an seine vorherigen Leben erinnert. Shakespeare hat einmal als Shakespeare gelebt. John Milton, Napoleon, Dschingis Khan – jeder hat nur einmal gelebt. Selbst wenn Mussolini die Reinkarnation von Cäsar wäre, wüsste er es weder noch könnte er sich daran erinnern.
Jedes Leben ist ein Film, der mehrere Teile und Aufzüge umfasst. Wenn der Tod dieses Leben übernimmt, muss der Film für alle Zeit ins Regal gestellt werden. Ein Leben, das einmal mitsamt seinen Dramen in diesem kosmischen Kino gespielt wurde, kann niemals wieder aufgeführt werden. Es scheint, dass Gott und die Unsterblichkeit ihrer einsamen Unveränderlichkeit überdrüssig geworden sind und zu ihrem Vergnügen das kosmische Kino eingerichtet haben, in dem der „Vater der Zeit“ die Filme unaufhörlicher Veränderung vorführt.
Im Filmgeschäft kann ein Schauspieler für eine Weile „ausrangiert“ werden, aber zu einem späteren Zeitpunkt zurückkehren. Im Schauspiel des Lebens ist jeder Mensch, wenn er einmal aufgehört hat zu spielen, als diese bestimmte Person für alle Zeit fort. Er kann durch Reinkarnation zurückkehren, um eine andere Rolle zu spielen, nachdem er seine Kleider aus Fleisch, Gehirn und Erinnerung vollständig gewechselt hat, und auch dann ist er sich der Tatsache nicht bewusst, dass er jemals zuvor gespielt hat. Nur ganz wenige Darsteller wie Christus, Buddha, Babaji, Shankara und Elias wussten um die Rollen, die sie in vergangenen Leben gespielt hatten, obwohl sie in vollkommen neuen Gewändern aus Fleisch und Blut zurückkehrten.
Am besten ist es, dass jeder Schauspieler, wenn er eine neue Rolle übernimmt, völlig neue Eigenschaften zeigt. Erinnerung und Gewohnheit könnten ihn behindern. Es ist wunderbar, dass jede Seele, auch wenn sie unsterblich und durch viele Inkarnationen hindurch dieselbe ist, sich nur an ihr gegenwärtiges Leben zu erinnern vermag. Es ist gut, dass sie lediglich weiß, dass sie das Schauspiel des Lebens einmal aufführen soll und anschließend an den Ort zurückgerufen wird, von dem sie gekommen ist.
Viele Menschen würden es aufschieben, ihr Bestes zu geben, wenn sie wüssten, dass sie eine weitere Chance bekommen, und viele hätten nicht den Mut, ihre Rolle in diesem Schauspiel gut zu spielen, wenn sie wüssten, dass sie sie in einem früheren Leben schlecht gespielt haben. Wenn ein wiedergeborener Mörder sich an seine Tat aus einem früheren Leben erinnern könnte, unternähme er vielleicht keinen Versuch, sich zu bessern, oder könnte sogar versucht sein, noch einmal zu morden. Wenn ein Mensch sich in diesem Leben daran erinnern würde, dass er in einem früheren Leben ein Versager oder chronisch krank war, verlöre er jeden Mut, Widrigkeiten zu überwinden oder nach einer Krankheit gesund zu werden. Deshalb ist es am besten, dass die Menschen sich nicht daran erinnern, wer sie in einem früheren Leben waren oder welche Position sie innehatten.
Wenn wir uns an alle Menschen erinnerten, die wir in vergangenen Leben geliebt haben, würden wir uns nach ihnen sehnen, wollten sie bei uns haben und würden die Gegenwart aussperren. Der Familienmensch stirbt mit der Liebe zu seiner Familie in seinem Herzen. Diese anhaftende Liebe wird in der Seele zur unpersönlichen Liebe erhoben und in einer anderen Inkarnation versucht diese Liebe, sich in einer neuen, größeren Umgebung auszudehnen.
Wir glauben, dass wir zufrieden wären, wenn wir nur wüssten, wohin unsere Lieben, die uns entrissen wurden, gegangen sind, aber das sind wir nicht. Im Kummer der Trennung liegt die Prüfung der Liebe. Der Tod lehrt uns, nur die göttliche Liebe zu lieben und nicht an der fleischlichen Herberge anzuhaften, in der die göttliche Liebe vorübergehend wohnt. Wenn wir eine Seele lieben, dürfen wir nicht versuchen, sie zu unserem Vergnügen und unserem Trost in unserer Nähe zu halten. Wenn wir sie wirklich lieben, dann lieben wir sie auch und vor allem dann noch, wenn sie uns genommen wird, um auf ihrem eigenen Weg der Reinkarnation voranzuschreiten, oder wenn sie gerufen wird, um im Schoß des Vaters zu ruhen.
Wenn der Tod sie von einem geliebten Menschen trennt, weinen die Toren eine Weile und vergessen dann, während die Weisen den inneren Impuls verspüren, ihre verlorene Liebe im Herzen der Unendlichkeit zu suchen. Was wir im endlichen Leben verlieren, das müssen wir im Raum der Unendlichkeit suchen. Krankheit, Schmerz und Kummer stellen sich ein, wenn wir auf der Leinwand des Bewusstseins unwissentlich falsche Rollen spielen. Ungeachtet dessen, wer stirbt, wie krank wir sind oder wie arm wir sind, sollten wir mit Verständnis und Gelassenheit sagen: „Ich muss meine Rolle gut spielen, damit es ein guter Film wird, mit dem ich meinen Vater unterhalten kann.“ Wenn ich die Kunst des guten Spiels beherrsche, ohne mein inneres Gleichgewicht zu verlieren, wird der Vater sagen: „Nun brauchst du nicht mehr zu spielen. Komm, setze dich zu uns in die Loge der Unsterblichkeit und Unveränderlichkeit und sieh dir mit immer neuer Freude die ständig wechselnden Filme des Lebens in meinem kosmischen Kino an.“
Paramhansa Yogananda (1893-1952) war ein indischer Yogameister, Philosoph und Schriftsteller. Er gilt als einer der weltweit bedeutendsten spirituellen Lehrer des 20. Jahrhunderts. Yogananda war einer der ersten Meister, die die indische Yogaweisheit in den Westen brachten. Sein Buch Autobiographie eines Yogi wurde zu einem internationalen Bestseller.
Paramhansa Yogananda
„Veränderungen im Leben meistern“
128 S., Verlag Via Nova, Petersberg, 12,95 €
Siehe auch unter „Wortwelten“ S. 55.
Textveröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Via Nova Verlages.
Autor: Joachim Barteit
Die ersten 25 Jahre meines Lebens beschreiben einen – äußeren - Weg, den die meisten von uns kennen. Man tut das, was man von Kindesbeinen an gelernt hat, einschließlich der Vorstellung, einiges
oder vieles anders machen zu wollen, was man über die Eltern, Schule, Gesellschaft, Wissenschaft, Politik und Religion im Laufe eines Lebens gelernt hat.
Mit dieser inneren Software versucht jeder Mensch sein eigenes Glück zu meistern und sein Leben in den Griff zu bekommen. Bis zu dem Moment, wo wir scheitern – wo es nicht so läuft, wie ich es mir vorgestellt habe, oder wo vielleicht alles in meinem Leben in eine andere Richtung geht und ich es auf keinen Fall so WILL, oder dass sogar alles in meinem Leben zusammenbricht.
Wir haben gelernt, in diesen Situationen entweder die Schuld dafür bei anderen zu suchen (die Eltern, Lehrer, Partner, Chef, die Politik, die Situation oder Gott) oder wenn wir etwas bewusster sind, die Schuld bei uns selbst zu suchen.
Dann sagen wir uns – vielleicht war ich nicht gut genug, habe nicht aufgepasst, hab etwas nicht gesehen, gekonnt oder gewusst, hab mich nicht genügend angestrengt, war nicht wach genug, das passiert mir nie wieder – was auch immer. Und jetzt versuchen wir es natürlich BESSER zu machen und geben dafür wieder alles oder gehen in den Gegenpol, wo wir uns einrichten in der Verweigerung, Resignation, Krankheit o.ä..
Und dieses Spiel - mich ständig zu verbessern, mein Leben doch noch nach meinen Vorstellungen und Träumen hinzubekommen - können wir unser Leben lang spielen. Aber WER spielt hier eigentlich? WER ängstigt und quält mich, und lässt mich leiden?
Um diese Frage für mich zu beantworten ist es unabdingbar notwendig, innerlich ANZUHALTEN. Dafür ist die Erfahrung des Scheiterns sehr gut – es ist ein Moment, wo ich AUFGEBE – wo ich LOSLASSE, wo ich mich HINGEBE an das, was ist. An diesen Moment des Seins. Es ist so, wie es ist – und nicht anders. Und das ist gut so! ICH gebe meinen Eigenwillen auf und kann mit dem sein, was ist.
Die einzig freie Wahl, die ich hier habe, ist dagegen anzukämpfen und Nein zu sagen. Mein spiritueller Lehrer OM C. Parkin sagt an dieser Stelle: „Der freie Wille ist die Illusion der Macht, Nein sagen zu können. Dem Leben ist es egal, ob du es annimmst oder zurückweist“.
Hier beginnt der -Innere Weg-!
Zu sehen, wo stehe ich innerlich wirklich? Bin ich bereit für das Neue, meine alten Vorstellungen, Wünsche und Träume loszulassen und mich dem Leben hinzugeben, das ich noch nicht kenne? Bin ich bereit Zorn, Angst und Schmerz zu fühlen, die auf diesem inneren Weg vielleicht auftauchen? Bin ich bereit für das nackte Leben oder will ich nur das bequeme und scheinbar sichere Über-Leben? Bin ich bereit, aufzuwachen - aus meinem Traum?
In der Weisheitslehre wird der „äußere Weg“ als die Horizontale beschrieben und der „innere Weg“ als die Vertikale. Wenn ein Mensch nur auf der horizontalen Ebene lebt, ist er seinem denkenden, konditionierten EGO-Geist ausgeliefert als Sklave seiner Selbst. Bei allem, was er macht, wird er in erster Linie um sein körperlich-geistiges Ich-Überleben kämpfen. Das EGO ist in erster Linie nur am Erhalt seiner Selbst interessiert und vielleicht in 2. Linie am Frieden in der Welt.
Dass es sich selbst mit seinem Eigenwillen im Wege steht, kann das Ich durch seine Identifikation mit seinen Überlebenskonzepten nicht sehen. Es ist ein blinder Fleck. Und gleichzeitig werden diese Überlebenskonzepte in die Welt projiziert und man schafft sich ein Spinnennetz von Welten, in denen man sich letztlich selbst verliert, nicht wieder herausfindet, darin leidet und glaubt, dieses Leiden noch verstecken zu müssen, um nicht als Versager in seinem Leben dazustehen.
Der Überlebenskampf bei fast 8 Milliarden Menschen wird stärker und dadurch das Leben schneller, technischer und oberflächlicher. Das krampfhafte Festhalten an inneren Bildern, Narrativen und Glaubens- und Wissenskonzepten nimmt zu. Das menschliche Fühlen und Mitfühlen zu meinem Nächsten nimmt ab. Und diese Tatsache spiegelt sich, vor allem seit den letzten Jahrhunderten, auf der persönlichen und kollektiven Ebene unseres Bewusstseins verstärkt wieder.
Osho – ein indischer Mystiker- sagte dazu: „Entweder lernt die Menschheit jetzt Meditation oder begeht kollektiven Suizid.“
Die Horizontale des äußeren Weges ist nicht falsch. Nur, wenn wir ausschließlich glauben, das ganze Leben bzw. Überleben spielt sich auf dieser horizontalen Autobahn ab, und ich muss mithalten und mich selbstbehaupten in allen Lebenslagen, dann erinnere ich mich an das Zitat von Osho.
Der „Innere Weg“ ist ein vertikaler Weg der Meditation, der Bewusstheit, der Verinnerlichung und Selbstreflektion, der Selbsterforschung, der Selbsterinnerung und der Frage: Wer bin ich wirklich?
Die innere Verbindung zu den Wurzeln unserer Selbst können wir wieder aufnehmen und uns dadurch nähren lassen, unserer Selbst bewusst zu werden, im Hier und Jetzt Sein, Liebe und Vertrauen in uns Selbst erfahren und damit wahres Glück, völlig unabhängig von der äußeren Welt und den Situationen, in denen wir uns vermeintlich befinden.
Wenn die Horizontale und die Vertikale in uns eine Integration erfahren, wir bereit sind, mit all dem zu sein, was das Leben mir als Mensch und Seele offenbart und offen in jedem Moment für den eigenen göttlichen, kreativen Ausdruck meiner Selbst zu sein, dann kann ich wunschlos glücklich sein, das - wie die alten spirituellen Meister sagen - unser Geburtsrecht ist.
Was es mich kostet, ist der bedingungslose Wunsch nach Wahrheit – ehrlich zu mir Selbst zu sein, mich ernst zu nehmen mit dem, was ich fühle und bereit sein, mich mitzuteilen und zu zeigen.
Aufzuhören, mich und andere zu täuschen, stattdessen mich zu fragen, was mein innerster Herzenswunsch ist.
Seit 20 Jahren bin ich Schüler von dem spirituellen Meister und Mystiker OM C. Parkin und gehe den -inneren Weg- in Liebe und Dankbarkeit.
Joachim Barteit - www.hausdeshorus.de , E-Mail: JoachimBarteit@t-online.de
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