Autor: Wolf Schneider
Was bedeutet Glück? Nicht mehr zu wollen als schon da ist, das ist eine der Antworten, die mir dazu einfallen. Und wie gelange ich strebender Mensch mit so vielen Absichten in diesen Zustand?
Neulich beim Autofahren öffnete sich etwas. Ich schaute vom etwas erhöhten Sitz eines Transporters in die Landschaft hinaus. Vor mir die Straße, darüber die Landschaft, links und rechts von mir die Außenspiegel, die ich beim Überholen und mich wieder Einordnen auf der Autobahn nicht außer Acht lassen darf. Alles das hatte ich im Blick, aber der Blick meines Bewusstseins war noch weiter; da war alles mit drin, auch das, was ich nicht sehen konnte. Ich schaute so hinein in die Landschaft, in die Welt, dass ich alles das auch war, was ich da sah.
Absichtslos? Nein, ich hatte doch das Ziel, dort anzukommen, wohin mein Navi mich wies. Ich hatte das selbst eingegeben und versucht, nun unfallfrei dieses Ziel zu erreichen. In dieser Ausrichtung auf das Ziel aber war ich absichtslos, und auch die Entscheidung für das Ziel war eher absichtslos geschehen, ich hatte mich nicht dagegen gewehrt.
Ich war zufrieden mit dem, was da geschah, was sich bewegte und worin ich unterwegs war. Glücklich? Ja, glücklich. Ohne Angst, dass etwas schiefgehen könnte? So leicht könnte ich doch bei einer Unaufmerksamkeit im Verkehr sterben. Es wäre ein Hineinsterben in diese Landschaft, ein vorzeitiges Ende meines Lebens. Na und? Wo ist das Problem? Ein Hineinsterben in das, was schon da ist, tötet doch nicht, es verändert nur. Da ich das alles, was ich sah und spürte, auch war, wäre das kein Tod, denn das alles wäre ja weiterhin da.