Zuversicht - von Claus Eurich

Foto: Ulrike Plaggenborg
Foto: Ulrike Plaggenborg

"Das Gegenwärtige konfrontiert uns wahrlich mit reichlich Einsichten, was unser Sein als Mensch und Menschheit betrifft. Das nüchterne Auge erkennt in dem, was ist und auf uns zukommt, ein Kaleidoskop des Schreckens. Das pandemische Außer-Kraft-Setzen der sogenannten Normalität und der für selbstverständlich gehaltenen Rechte und Freiheiten; der radikale Wandel der klimatischen Verhältnisse; das Sterben von Natur und unzähliger Arten; das unvorstellbar auseinander klaffende Verhältnis von Reichtum und Armut, Überfluss und Elend; die suizidale Uneinsichtigkeit und Bequemlichkeit einer Gattung, die in ihrer (auch kollektiven) Egomanie an Unersättlichkeit zu ersticken droht. Worauf könnte in diesem Wimpernschlag der terranen Evolution Zuversicht gründen?

Was wir Zuversicht nennen, hat nichts mit Realitätsverweigerung zu tun. Gerade die Risiken der Existenz geraten vielmehr nie aus dem Blick, sind sie doch der Ausgangspunkt für eine Zukunftsperspektive, die dem wahrscheinlichen negativen Ausgang eine konstruktiv positive Grundhaltung gegenüberstellt. Missverstehen wir das bitte nicht als unbegründeten oder gar naiven Optimismus. Denn dahinter stecken eine reflektierte Abwägung und ein Kalkül, die sich mit der Entschlossenheit verbinden, konsequent lösungsorientiert zu denken und wenn möglich auch zu empfinden. Wer in der Zuversicht lebt, lässt sich die Grundannahme eines positiven Ausgangs, einer darauf bezogenen Orientierung und entsprechenden Handelns nicht aus der Hand nehmen. Lebensbejahung, Lebensfreude und ein pragmatischer Lebensmut greifen ineinander. Gegründet sind sie in einem existentiellen Urvertrauen. "

 

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