Von Claus Eurich
Geläufig ist die Trennung zwischen Kampf und Kontemplation, zwischen Spiritualität und Alltagspraxis, zwischen einem mystischen Weltzugang und der Gestaltung des gesellschaftlichen und kulturellen Raumes, den wir Politik nennen. Doch das jeweils eine ist komplementärer und damit untrennbarer Teil des anderen. Beide gelangen erst im Licht des Miteinander zu wahrer Reife. Und so lässt sich sagen: Der mystische Lebensstil ist politisch in höchstem Maße! Er steht als unüberbietbares Aufbruchs- und Umkehrzeichen im nihilistischen Getriebe der Gegenwart. An ihm prallen die Obszönitäten einer Macht-, Haben- und egobesessenen Welt ab, in der „Sachzwänge“ den Menschen unterwerfen und ihn gleichzeitig zum Anhängsel und Diener von Maschinen machen. Durch ihn beginnt „der Himmel“ sich zur Erde zu öffnen, verschmelzen Transzendenz und Immanenz, Zeit und Ewigkeit. Mystik, recht verstanden, ist die gelebte Beziehung sowohl zum Raum des Transzendenten als auch zum planetarischen Leben, das uns umgibt. Sie setzt die Kraft frei, die zur Synthese aller Aktivität führt."